Wir wehren uns gegen die Industrialisierung der Medizin

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir warnen seit Jahren vor den Folgen der Industrialisierung in der Medizin. Mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek und seiner Vorgängerin Melanie Huml führen wir einen intensiven Dialog darüber, wie man die Expansion internationaler Investoren in der zahnmedizinischen Versorgung bremsen kann. Ein kleiner Erfolg war die Begrenzung der Marktanteile fremdkapitalfinanzierter Medizinischer Versorgungszentren (iMVZ) im Terminservice- und Versorgungsgesetz. Der Konzentrationsprozess ist auch deshalb in der Zahnmedizin noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Medizinbereichen. Damit das so bleibt, stellen wir weitere Forderungen: die Beschränkung der Gründungsmöglichkeit durch einen regionalen Bezug, ein Verbot von Fremdbesitz, Transparenz über die Inhaber- und Beteiligungsstrukturen durch ein bundesweites MVZ-Register, klare Angaben auf Praxisschildern und Websites sowie eine weitere Reduzierung der Marktanteile von iMVZ.

In der Humanmedizin waren schon bisher buchstäblich alle Tore offen. Und das macht sich mittlerweile bemerkbar. In vielen Regionen Deutschlands gibt es einen marktbeherrschenden Anbieter für bestimmte medizinische Leistungen. Recherchen des ARD-Magazins Panorama belegen nun, dass von iMVZ systematisch höhere Preise abgerechnet werden. Die Abrechnungszahlen der KZVB bestätigen das. Die in solchen MVZ tätigen Ärzte und Zahnärzte berichten von einem enormen wirtschaftlichen Druck, unter den sie von ihren Vorgesetzten gesetzt werden.

Außer den Investoren selbst gibt es bei der aktuellen Entwicklung also nur Verlierer. Die Patienten laufen Gefahr, dass unnötige Behandlungen durchgeführt werden, die Krankenkassen zahlen die Zeche, die angestellten Ärzte und Zahnärzte beklagen mangelnde Therapiefreiheit. „Wir schauen uns an, wo Fehlentwicklungen sind, und werden dann handeln“, sagt Klaus Holetschek im Interview mit NDR und BR. Wir arbeiten gemeinsam daran, dass unsere Praxislandschaft nicht „Heuschrecken“ zum Opfer fällt.

Ihr

Christian Berger

Präsident der BLZK