Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Ralf Hermes kannte bis vor Kurzem kaum jemand. Doch mit seiner Forderung, die Zahnmedizin aus der GKV auszulagern („zwei Mal täglich Zähneputzen reicht“), hat er es bundesweit in die Medien geschafft – auch wenn seine „IKK – Die Innovationskasse“ nur 258.000 Versicherte hat!
Zwar haben sich fast alle anderen Krankenkassen und auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deutlich gegen diese inhumane Sparmaßnahme ausgesprochen. Doch ein fader Nachgeschmack bleibt. Wie kann es sein, dass ein Kassenvertreter im Jahr 2023 die Notwendigkeit einer zahnmedizinischen Grundversorgung anzweifelt? Hat unsere jahrzehntelange Aufklärungsarbeit zum Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit wirklich keine Früchte getragen?
Vielleicht war der Vorstoß aber gar nicht aus der Hüfte geschossen, sondern wohl durchdacht. Denn klar ist: Eine nachhaltige Verbesserung der Kassenfinanzen ist trotz der nun angekündigten Beitragserhöhungen nicht in Sicht. Die Politik scheut echte Strukturreformen. Also führt an Leistungskürzungen über kurz oder lang wohl kein Weg vorbei. Ein erster Vorgeschmack darauf ist das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit der Wiedereinführung der Budgetierung.
Dennoch wäre die komplette Auslagerung der Zahnmedizin aus der GKV fatal – sowohl ethisch als auch monetisch. Es drohten amerikanische Verhältnisse, wo sich nur Besserverdiener eine gute zahnmedizinische Versorgung leisten können und ein Praxissterben. Woher sollen die fast 17 Milliarden Euro kommen, die die GKV aktuell für die Zahnmedizin ausgibt?
Umso wichtiger ist es, dass zumindest das bayerische Gesundheitsministerium die Zahnmedizin während der Corona-Pandemie für systemrelevant erklärt hat. Das verdient Respekt.
Ihr
Dr. Jens Kober
Mitglied des Vorstands der KZVB