LAGZ-Pilotprojekt bei Tagung der Arbeitskreisvorsitzenden in München vorgestellt
Im neuen Schuljahr startet die Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAGZ) Bayern ein Pilotprojekt an 200 bayerischen Mittelschulen. Mit der Zahn-Challenge „Charly“ sollen elf- und zwölfjährige Schülerinnen und Schüler für das Thema Mundgesundheit sensibilisiert werden. Anlass für die Initiative in fünften und sechsten Klassen ist laut Dr. Brigitte Hermann, Geschäftsführerin der LAGZ Bayern, dass die „höchste Karieslast in Mittelschulen“ zu finden sei. „Diese Schüler verdienen eine ganz besondere Aufmerksamkeit“, sagte Dr. Hermann bei der Tagung der LAGZ-Arbeitskreisvorsitzenden in München.
Wie bei den Aktionen Seelöwe und Löwenzahn geht es auch bei Charly darum, die Kinder zu motivieren, zweimal im Jahr zur Kontrolle zum Zahnarzt zu gehen. Klassen, deren Schülerinnen und Schüler diese Vorgabe erfüllen, würden theoretisch eine Quote von 200 Prozent erreichen. Preise soll es bei Charly aber – ähnlich wie bei den anderen Aktionen – schon für eine 90-prozentige Erfüllung geben. Das würde bedeuten, dass fast alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse mindestens einmal im Jahr die Zähne kontrollieren lassen. Die 200 teilnehmenden Schulen wurden aus den 700 ausgewählt, die LAGZ-Zahnärzte in ganz Bayern betreuen.
MIH-Studie
Ein weiteres Projekt, für dessen Durchführung die LAGZ Bayern fast zweieinhalb Jahre gekämpft hat, steht derzeit kurz vor dem Abschluss: Eine epidemiologische Studie zur Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH. Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer von der Universität Gießen und Prof. Dr. Jan Kühnisch von der Ludwig-Maximilians-Universität München leiten diese erste große Studie zu MIH in Bayern. Die Ergebnisse sollen bis Ende 2024 vorliegen. Für die repräsentative Erhebung wurden in Bayern 5 400 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen acht und zehn Jahren untersucht. Antworten aus einem umfangreichen Fragebogen sollen zudem Aufschluss über weitere mögliche Ursachen der MIH-Erkrankung geben. Gefördert wird die Studie vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. Auch für die Krankenkassen sind die Untersuchungsergebnisse wichtig, um die Größenordnung eines zu erwartenden Versorgungsansatzes einschätzen zu können.
Neue Studie zur Zahngesundheit
Eine weitere Studie ist für das Schuljahr 2025/26 geplant: Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege will wieder eine bundesweite Erhebung zum Status der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen anstoßen. Die letzte epidemiologische Studie stammt aus dem Jahr 2016. „Seitdem ist aber viel passiert“, sagte Dr. Hermann mit Verweis auf die Migrationswelle und die Corona-Pandemie. Die Untersuchungen werden in jedem Bundesland individuell durchgeführt. Anders als beim Patenzahnarzt-Modell in Bayern ist in vielen anderen Bundesländern der öffentliche Gesundheitsdienst für die Gruppenprophylaxe zuständig. Dort wurden neben den sechs- bis siebenjährigen sowie den zwölfjährigen Kindern zum Teil bereits dreijährige Kinder untersucht. Weil Karies bei Kleinkindern immer mehr zunimmt, soll diese Gruppe auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beraters der LAGZ, Prof. Dr. Dr. Krämer, diesmal auch in Bayern mit aufgenommen werden.
Neues Kalibrierungstool
Alle Untersuchungsteams müssen sich kalibrieren lassen und dazu einen Online-Test mit Multiple-Choice-Fragen bestehen. Ein eigens entwickeltes Kalibrierungstool soll mittels einheitlicher Untersuchungsstandards vergleichbare Ergebnisse in ganz Deutschland gewährleisten. Dr. Hermann verwies auf die Möglichkeit für LAGZ-Zahnärzte, sich kalibrieren zu lassen. Vor der endgültigen Prüfung durchlaufen die Zahnärztinnen und Zahnärzte ein Lern- und Übungsmodul, mit dem sie ihr Wissen quasi trainieren können. „Es wäre sehr sinnvoll und ein zusätzliches Qualitätsmerkmal, wenn die LAGZ einen Pool von kalibrierten Zahnärzten hätte“, so die LAGZ-Geschäftsführerin. Wer tatsächlich an den Untersuchungen für die Studie teilnimmt, bestimme der Studienleiter, erklärte Dr. Hermann.
Mehr Einrichtungen, weniger Patenzahnärzte
Rund 2 400 Patenzahnärztinnen und -zahnärzte sind derzeit für die LAGZ an 13 322 Einrichtungen in ganz Bayern im Einsatz und bringen Kita-Kindern und Grundschülerinnen und -schülern die vier Säulen der Zahngesundheit nahe. Aus dem Bericht der ersten LAGZ-Vorsitzenden Dr. Barbara Mattner ging auch hervor, dass sich die Zahl der Kitas und Schulen, an denen die LAGZ Mundhygiene-Unterricht anbietet, um fast 1 000 erhöht hat. Gleichzeitig sei die Zahl der LAGZ-Zahnärztinnen und -Zahnärzte gesunken, so Dr. Mattner. Sie warb bei den anwesenden LAGZ-Arbeitskreisvorsitzenden erneut darum, junge Kolleginnen und Kollegen für diese „bereichernde Tätigkeit“ zu begeistern.
Heuer wieder Zahnrettungsboxen
Dabei räumte Dr. Mattner ein, „dass die Arbeit als LAGZ-Zahnarzt nicht immer einfach ist“. Die Teilnahme der Schulen sei kein Selbstläufer, „die Löwenzahn-Aktion muss ständig angestoßen werden“, sagte die LAGZ-Vorsitzende, die selbst mehrere Kitas und Schulen betreut. Sie riet zu „persönlichen Gesprächen mit Lehrern und Schulleitern“, um auch deren Anliegen und Nöte im Blick zu haben. Als Anreiz bekommen dieses Jahr alle Grundschulen, die ein Ergebnis bei der Aktion Löwenzahn gemeldet haben, wieder eine Zahnrettungsbox zugesandt. Mit Rücksicht auf das Verfallsdatum gibt es diese alle drei Jahre.
Enorme Leistung der Geschäftsstelle
Ein großes Lob sprach Dr. Mattner den beiden Damen in der LAGZ-Geschäftsstelle aus, die nach dem Abschied einer Kollegin in die Rente mit akutem Personalnotstand zu kämpfen hätten. „Frau Vog’l und Frau Finke sind über sich hinausgewachsen und haben alle Aufgaben mit Bravour gemeistert“, so die erste Vorsitzende. Zur Entlastung der Mitarbeiterinnen bat sie darum, alle Rundschreiben gründlich zu lesen, bevor man zum Telefon greife. „Jede Anfrage, die nicht bearbeitet werden muss, hilft den Damen sehr“, sagte Dr. Mattner.
Die erste Vorsitzende der LAGZ bat außerdem darum, Materialbestellungen und Abrechnungen für den Einsatz als LAGZ-Zahnarzt nur noch online über die Homepage einzureichen. „Auch das trägt dazu bei, die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle zu entlasten“, so Dr. Barbara Mattner.
Gruppenprophylaxe ist Chefsache
Klare Kante zeigte die LAGZ-Vorsitzende bei der Frage, welche Rolle die Zahnmedizinischen Fachangestellten bei der Gruppenprophylaxe in den Kitas und Schulen spielen dürften. Dr. Mattner machte deutlich, dass sie die LAGZ-Zahnärztin oder der LAGZ-Zahnarzt gerne zur Unterstützung mitnehmen dürften. Chef oder Chefin im Ring müsse aber der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin bleiben.
Katharina Kapfer
Pressereferentin der LAGZ