Offene Punkte? Jede Menge!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Offene Punkte – Keine. Die vereinbarte Agenda wurde vollständig abgearbeitet.“

Dieser stolze Satz findet sich gegen Ende des Arbeitsgruppenpapiers der AG 6 „Gesundheit und Pflege“, die als eine von 16 Gruppen ein Kapitel des Koalitionsvertrages für die kommende Regierung aus CDU, CSU und SPD zuliefern sollte. Unser Berufsstand wird nur an einer Stelle explizit erwähnt: Künftig sollen die Bundesländer die Bedarfsplanung für Zahnärzte selbst vornehmen dürfen. Darüber hinaus können sich natürlich auch allgemeine Regelungen auf uns und unsere Praxen auswirken.

Beim Blick zu den anderen Fachbereichen fallen die Apotheken durch relativ konkrete Festlegungen auf: Das sogenannte Apothekenpackungsfixum wird auf 9,50 Euro erhöht, in ländlichen Regionen soll es auf 11,00 Euro steigen. Hierfür sind pro Jahr 1,15 Milliarden Euro Mehrausgaben geplant. Der Apothekerberuf soll zu einem Heilberuf weiterentwickelt werden, von Präventionsleistungen in den Apotheken ist ohne nähere Erläuterung die Rede.

Den Apotheken, die sich immer stärkerer Konkurrenz durch den Versandhandel ausgesetzt sehen, sind diese Erfolge absolut zu gönnen. Die Politik will erkennbar eine flächendeckende Versorgung mit „Vor-Ort-Apotheken“ – so die durchgängige Bezeichnung im Koalitionspapier – aufrechterhalten.

Wie geht es nun aber mit der „Vor-Ort-Zahnarztpraxis“ weiter? Noch finden unsere Patienten in vertretbarer Entfernung auch im ländlichen Raum zahnärztliche Versorgung und Hilfe. Dies wird aber nicht so bleiben, wenn nicht auch für unseren Berufsstand die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessert werden. Zu den jetzt herrschenden Arbeitsbedingungen werden die jungen Kollegen und vor allem Kolleginnen unsere Praxen nicht weiterführen, diese Entwicklung zeichnet sich deutlich ab.

Wie eine riesige Würgeschlange erstickt und erdrückt Bürokratie die Arbeitsfreude und Leistungsfähigkeit des gesamten Praxispersonals. Bürokratieabbau würde nichts kosten, außer etwas Mut bei den verantwortlichen Politikern, die Bürokraten und Juristen im System auch hin und wieder in ihrer Regulierungswut zu bremsen.

Innerhalb der ersten sechs Monate soll laut Koalitionspapier ein „Bürokratieentlastungsgesetz“ Dokumentationspflichten und Kontrolldichten im Gesundheitswesen massiv verringern. – Wohlan! Den Abschnitt dieses Gesetzes für die Zahnmedizin liefern wir gerne innerhalb von sechs Tagen!

Wir sind Freiberufler! Wir sind Weltspitze in der Prävention! Wir können erstklassige Zahnmedizin liefern und unseren Patienten Lebensqualität geben! Wenn man uns nicht zu Tode reguliert! Dann erledigen sich auch die noch offenen Punkte!

Ihr Dr. Dr. Frank Wohl
Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer