Liebe Kolleginnen und Kollegen,
erst die Diagnose, dann die Therapie – daran halten wir uns auch als Kassenzahnärztliche Vereinigung. Über die sogenannte Generation Z sind viele Vorurteile im Umlauf. Das Streben nach Work-Life-Balance, kein Unternehmergeist, zu wenig Verantwortungsbereitschaft, Sicherheitsorientierung, Generation der Erben – so denken einige „Boomer“ über den Nachwuchs. Aber trifft das wirklich zu? Wir wollten es genauer wissen und haben alle angestellten Zahnärzte in Bayern, die nach 1975 geboren sind, befragt. Das ist zugegebenermaßen nicht nur die Generation Z, aber es ist die Altersgruppe, für die der Wechsel von der Anstellung in die Niederlassung wirtschaftlich besonders interessant sein kann. Die Ergebnisse, die Sie in diesem Heft finden, werden Sie überraschen. 100 Prozent der männlichen und 92 Prozent der weiblichen Befragten, können sich grundsätzlich vorstellen, sich niederzulassen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich haben wir auch nach den Ursachen gefragt, die die angestellten Kollegen bislang von der Niederlassung abgehalten haben. Wenig überraschend steht hier die Bürokratie an erster Stelle. Erfreulich ist auch, dass 100 Prozent der Männer und 95 Prozent der Frauen der Meinung sind, dass sie mit der eigenen Praxis mehr verdienen als in der Anstellung. Und damit liegen sie richtig. Null Bock auf Niederlassung? Das Gegenteil ist der Fall. Die große Mehrheit der jungen Kollegen sieht die eigene Praxis weiterhin als die optimale Form der Berufsausübung.
Für uns als Standespolitiker heißt das vor allem: Wir müssen den Kampf gegen unnötige Vorschriften weiter intensivieren. Alles, wirklich alles muss auf den Prüfstand! Von der störungsanfälligen Telematik-Infrastruktur über das Prüfwesen und die Fortbildungspflicht bis hin zur Dokumentation. Ein kleiner Erfolg unserer permanenten Überzeugungsarbeit ist, dass der Bürokratieabbau im Gesundheitswesen im schwarz-roten Koalitionsvertrag verankert wurde. Jetzt muss die Politik aber auch liefern!
Was die finanziellen Perspektiven der eigenen Praxis angeht, haben wir in Bayern vieles richtig gemacht. Seit Amtsantritt dieses KZVB-Vorstands stiegen die Bema-Punktwerte um über zehn Prozent. Dank unseres Honorarverteilungsmaßstabes, des Budgetradars und Ihrer Mitwirkung konnten wir Budgetüberschreitungen trotz Lauterbachs Spargesetz bislang vermeiden. Die Forderung nach einer sofortigen Abschaffung der Budgetierung aber bleibt. Auch das wäre ein wichtiges Signal für unseren Nachwuchs.
Damit die Lust auf die Niederlassung weiter zunimmt, findet am 28. Juni erstmals ein Start-up-Tag statt. In das Programm fließen die Erkenntnisse aus unserer Umfrage ein. Kompetente Referenten und neu niedergelassene Kollegen werden offene Fragen beantworten, Zweifel ausräumen und die Chancen der Selbstständigkeit überzeugend darstellen. Auch wenn wir nur die nach 1975 Geborenen zu dieser Veranstaltung einladen, ist sie für alle bayerischen Vertragszahnärzte wichtig. Denn Praxisübergaben und der Erhalt der flächendeckenden Versorgung werden nur gelingen, wenn wir den Trend zur Anstellung eindämmen. Mein Appell an alle Praxisinhaber: Unterstützen Sie uns dabei und machen Sie den jungen Kollegen Mut!
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Dr. Rüdiger Schott
Vorsitzender des Vorstands der KZVB