Mut und Selbstbewusstsein – drei Szenen

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir schreiben das Jahr 1894: Der bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma schildert in der Satire „Anfänge“ ein Erlebnis aus seiner Zeit als frisch niedergelassener und nervös auf Mandanten wartender Rechtsanwalt in Dachau („dem kleinen Orte D.“). Er bittet recht unterwürfig den vermeintlich ersten Klienten in die Kanzlei und beschreibt sein Verhalten dabei so:

„Ich musste so etwas von der einladenden Höflichkeit eines Friseurs, eines Zahnarztes,
des Besitzers einer schlechtbesuchten Schaubude an mir haben.“ —

Szenenwechsel. Besuch beim Orthopäden wegen Rückenschmerzen, unseres gleichsam mit der Kassenzulassung mitgelieferten Rückenleidens. Im Flur kurz vor dem Rezeptionstresen ein Schild mit einer klaren An- und Aussage:

„Liebe Patienten/innen, bitte seien Sie freundlich zu unseren Mitarbeiter/innen, diese
sind schwerer zu bekommen als neue Patienten. Vielen Dank.“ —

Erneuter Szenenwechsel. Kundgebung der bayerischen Zahnärzte am 12. Juni 2024 auf dem Marienplatz in München:

Ein fantastisches, ein bewegendes Bild: der Marienplatz vor dem Rathaus dicht gedrängt voll mit Demonstranten – weit über tausend Kolleginnen und Kollegen, zahnärztliches Fachpersonal, Zahntechniker und viele Unterstützer aus der bayerischen Politik. Sie alle kämpfen laut und entschlossen für die Aufrechterhaltung der flächendeckenden zahnmedizinischen Versorgung in Bayern.

Von der Berliner Ampelkoalition ist für uns Zahnärzte nichts Gutes zu erwarten. Wir müssen, können und werden uns selber helfen. Mit Mut und Selbstbewusstsein. Alles hat seinen Preis, auch eine gute, moderne und wohnortnahe zahnmedizinische Versorgung. Der ist zu bezahlen, und da, wo Kostenträger nicht leisten, muss eben leider der Patient dafür aufkommen.

Das hat nichts, aber auch gar nichts mit mangelnder Empathie zu tun. Im Gegenteil: Nur wenn die Niederlassung auch finanziell attraktiv ist, kann das Flächenland Bayern zahnmedizinisch weiter versorgt werden.

Die Zeiten von Ludwig Thomas Zahnarzt sind passé. Liebe Gesellschaft, sei freundlich zu uns Zahnärzten und unserem Personal, sonst sind wir irgendwann weg!

Ihr
Dr. Dr. Frank Wohl
Präsident der BLZK