Licht ins TI-Dunkel

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

400 Millionen Euro wird voraussichtlich der Austausch der 130.000 Konnektoren kosten, deren Sicherheitszertifikat abgelaufen ist. Würde dieses Geld, das die Krankenkassen zur Verfügung stellen, in die zahnärztliche Versorgung fließen, hätten wir auf Jahre hinaus keinerlei Budgetprobleme!

Für den gesamten Auf- und Ausbau der Telematik-Infrastruktur (TI) wurden Milliarden verbrannt, ohne dass für die Zahnärzte und ihre Patienten damit bis heute ein erkennbarer Nutzen verbunden wäre. Also stellt sich die Frage: Cui bono? Oder haben Sie schon eine elektronische Patientenakte mit Röntgenbildern zum gesundheitlichen Nutzen eines Patienten befüllt? Der einzige Lichtblick bei der Digitalisierung ist derzeit das elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren (EBZ), das sich aber nur der TI bedient und auch ohne sie realisierbar gewesen wäre.

Immer mehr stellt sich die Frage, wer bei der TI eigentlich welche Interessen verfolgt. Hat das Oligopol der Anbieter vielleicht längst dazu geführt, dass diese gar nicht mehr die Absicht haben, dass die TI eines Tages wirklich reibungslos funktioniert? Hat das ständige, mit hohen Kosten verbundene Nachbessern vielleicht sogar System? Oder handelt es sich doch um systemische Massenblindheit von Schreibtisch-Nerds, die Lichtjahre von jeder Praxisrealität entfernt munter „gematik“ statt „Monopoly“ spielen? Mehrere KZVen, darunter auch die KZVB, versuchen aktuell gemeinsam an dieser Stelle Licht ins TI-Dunkel zu bringen. Wir werden berichten.

Mit Sorge erfüllen mich auch aktuelle Meldungen zu neuen Sicherheitslücken bei den Konnektoren. So ist es einem Hacker gelungen, den Speicher eines Konnektors zu entschlüsseln. Weder von der gematik noch vom Bundesgesundheitsministerium gibt es dazu bislang jedoch einen Kommentar.

Während man also für eine wenig nutzbringende, störungsanfällige und unsichere TI buchstäblich das Geld in Säcken zum Fenster hinauswirft, kürzt man uns Zahnärzten ab 2023 die Mittel für die Patientenversorgung. Auch so kann man ein – noch – funktionierendes Gesundheitssystem gewaltsam an die Wand fahren.

Ihr

Dr. Manfred Kinner

Mitglied des Vorstands der KZVB