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Lernen Sie Ihre eigene Arbeit wieder schätzen!

Zahnärzte-Unternehmertag unterstützt bei der Praxisführung

Zahnärzte verfügen über eine hervorragende medizinische Ausbildung. Um mit der eigenen Praxis dauerhaft erfolgreich zu sein, wird aber auch unternehmerisches Wissen immer wichtiger. Der Bayerische Unternehmertag für Zahnärztinnen und Zahnärzte gibt den Teilnehmern hierzu wichtige Impulse.

Bereits zum neunten Mal fand diese etwas andere Fortbildung Ende Juni in Nürnberg statt. Eröffnet wurde sie von Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender des Vorstands der KZVB, und Harry Bermüller, Leiter der Region Nordbayern in der HypoVereinsbank (HVB). Schon zu Beginn stellte Schott heraus, dass es ein Unternehmer-Tag und kein Unterlasser-Tag sei. Die KZVB verfolge das Ziel, den bayerischen Zahnarztpraxen möglichst viel Freiraum für eigenes Handeln zu verschaffen, den es auch zu nutzen gelte. Bermüller griff dies auf und betonte, es sei das Selbstverständnis der HVB, Praxisinhaber bei allen wirtschaftlichen Fragen zu unterstützen.

Blick über den Tellerrand: Beim Unternehmertag für Zahnärzte in Nürnberg sprach Ordensschwester Teresa Zukic über den befreienden Umgang mit Fehlern. Harry Bermüller (links) und Dr. Rüdiger Schott ermunterten die Teilnehmer dazu, unternehmerische Freiräume zu nutzen. © privat

Auch für Zahnärztinnen und Zahnärzte waren in den letzten Jahren die Auswirkungen von wirtschaftlichen Entwicklungen spürbar. Dr. Thomas Strobel, Senior Economist in der HVB, erläuterte, dass an den Märkten die Zinswende der Notenbanken den Takt vorgebe. Zwar sehen die Prognosen in den USA eine schwächere Konjunktur, die Dynamik im Euroraum sollte aber weiter zunehmen. Deutschland sei zwar nicht mehr in einer Pole-position, aber auch nicht der kranke Mann in Europa. Für Anleger könnten Anleihen infolge der gestiegenen Renditen jetzt attraktiver erscheinen, zumal die Erwartung sinkender Zinsen bestehe.

Die Ordensschwester Teresa Zukic zog die Zuhörer schon mit der Beschreibung ihres persönlichen Lebensweges in den Bann. In ihrem Vortrag „Vom befreienden Umgang mit Fehlern“ stellte sie heraus, dass Fehler zu machen der einzige Weg ist, um zu lernen. Es sei normal, dass den richtigen Entscheidungen viele falsche Entscheidungen vorausgingen. Fehlerfreundliche Betriebe zeichneten sich dadurch aus, dass miteinander und nicht hinter dem Rücken geredet werde. Dr. Schott dankte Schwester Teresa für den aus dem Herzen kommenden Vortrag. Gerade für Behandler sei es wichtig, mit Fehlern richtig umzugehen und vor allem aus Fehlern zu lernen. Offenheit und ein wertschätzender Umgang mit Mitarbeitenden und Patienten seien dabei unerlässlich.

Senior Economist Dr. Thomas Strobel gab einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung und den Kapitalmarkt. © privat
„Betriebswirtschaftliche Leitplanken sind wichtig“, meinte Steuerberater Michael Stolz. © privat

Wer zu viel bohrt, hat zu wenig Zeit, um Geld zu verdienen. Erfolgreiche Praxen besitzen betriebswirtschaftliche Leitplanken. Michael Stolz erklärte diese aus der Sicht eines auf Heilberufe spezialisierten Steuerberaters. Sich um die Praxis zu kümmern bedeute, eine Strategie zu entwickeln, um sie auch effizient zu führen. Voraussetzung sei es, Transparenz in den Zahlen zu schaffen. Dadurch ließen sich ein sinnvolles Benchmarking durchführen und geeignete Maßnahmen ableiten. Es gehöre auch dazu, Mitarbeitende zu befähigen und vernünftig zu bezahlen, um diese an die Praxis zu binden. Stolz ermunterte die Anwesenden, den Wert ihrer eigenen Arbeit wieder schätzen zu lernen.

Zahnärztin Dr. Anke Handrock gab Tipps zur Mitarbeiterführung. © privat

Führung heißt Reibungswärme in Nestwärme verwandeln. Dr. Anke Handrock, selbst Zahnärztin, ist spezialisiert auf Coaching zur systemisch-strategischen Führung und Teamcoaching. Sie hatte eine Vielzahl praktischer Hinweise für wirksame Führung mit dabei. Es gehe darum, eine bestimmte Kultur in der Praxis zu entwickeln und zu schützen. Dabei ist es schon ab etwa sieben Personen erforderlich, klare Strukturen für den Praxisalltag zu haben. Sinnvoll sei, den Einstieg von Mitarbeitern und personelle Veränderungen bewusst zu gestalten. Denn systematische Wertschätzung ist auf Dauer der entscheidende Wirkfaktor für die Motivation von Mitarbeitenden. Dazu gehört für Praxisübernehmer auch, die Leistung des Praxisabgebers zu würdigen. Handrock gab konkrete Tipps zum Umgang mit den sogenannten Praxis-Drachen und würzte ihren Vortrag mit einigen Anekdoten, bei denen sich zahlreiche Anwesende wiederfanden.

Dieser Vortrag setzte den Schlusspunkt zu einer überaus gelungenen Veranstaltung. Der 10. Bayerische Unternehmertag für Zahnärztinnen und Zahnärzte findet am 5. April 2025 in München statt.

Redaktion