Handeln Sie, Herr Lauterbach!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sagt etwas zu MVZ und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns widerspricht ihm öffentlich – das zeigt, wie komplex dieses Thema mittlerweile ist. Es gibt nicht mehr nur Schwarz und Weiß. Die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei. Viele Kolleginnen und Kollegen haben mittlerweile selbst ein MVZ gegründet oder arbeiten in einem und sind mit ihrer persönlichen Situation zufrieden. Ein generelles MVZ-Verbot kann also niemand wollen.

Doch Fakt ist auch: Der Ausverkauf der Zahnmedizin schreitet voran, der Marktanteil von investorenfinanzierten iMVZ wächst. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Denn auch ein inhabergeführtes MVZ braucht einen Nachfolger, von denen es leider viel zu wenige gibt. Und die Niederlassungsbereitschaft geht generell zurück. Es kommt also mehr denn je darauf an, dass die Rahmenbedingungen stimmen und das ist im MVZ-Bereich nicht der Fall. Nach wie vor weiß der Patient nicht, wem das MVZ gehört, in dem er sich behandeln lässt. Selbst die KZVB kann komplizierte Konstrukte nur durch einen Blick ins Handelsregister durchschauen. Häufige Behandlerwechsel sind für unsere Verwaltung mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden.

Politische Kernforderungen liegen seit fast einem Jahr auf dem Tisch: Am 10. Mai 2023 wurde ein Entschließungsantrag der Länder Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein im Bundesrat eingereicht und kurz darauf verabschiedet. Darin enthalten: Eine Kennzeichnungspflicht für Träger und Betreiber, ein MVZ-Register, eine räumliche Beschränkung der Gründungsbefugnis und eine Begrenzung des Versorgungsanteils. Passiert ist seitdem nichts. Karl Lauterbach hat offensichtlich Wichtigeres zu tun.

Doch klar ist: Die Uhr tickt. Die Versorgungslandschaft dünnt sich aus, immer mehr Praxen schließen ohne Nachfolger. iMVZ sind dafür mitverantwortlich. Dem Vormarsch von Private-Equity-Gesellschaften in der ambulanten Versorgung muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

Handeln Sie, Herr Lauterbach!

Ihr

Dr. Jens Kober

Mitglied des Vorstands der KZVB