63. Bayerischer Zahnärztetag mit vielseitigem Programm
Moderne, praxisrelevante Zahnmedizin und der kollegiale Austausch vor Ort: Das sind die Markenzeichen des Bayerischen Zahnärztetages. Dieses Jahr widmet sich der wissenschaftliche Kongress für Zahnärzte am 21. und 22. Oktober der Funktionsdiagnostik und -therapie – wie in den Vorjahren als Präsenztermin mit eingespieltem Hygienekonzept im Hotel „The Westin Grand“ in München.
Die Untersuchungs- und Behandlungsmethoden für Krankheitsbilder, die auf Fehlfunktionen des Kauorgans zurückgehen, sind vielschichtig. Dementsprechend breit ist das Spektrum des wissenschaftlichen Programms, dessen Partner in diesem Jahr die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) ist. Hinzu kommt der bewährte Blick über den zahnärztlichen Tellerrand hinaus auf flankierende Disziplinen.
Anspruchsvolle Bedingungen
Prof. Dr. Alfons Hugger, Präsident der DGFDT und Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Düsseldorf, eröffnet den ersten Kongresstag. Er zeigt Entwicklungslinien und Perspektiven zur „Funktion und Okklusion in der oralen Rehabilitation“ im Kontext einer digitalen Zahnmedizin. Prof. Dr. Daniel Edelhoff, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Studiendekan Zahnmedizin, Klinikum der Universität München – Campus Innenstadt, beleuchtet in seinem Referat „Aspekte der Materialauswahl bei Patienten mit Bruxismus“ relevante Behandlungskonzepte in verschiedenen Bereichen der modernen Prothetik. Prof. Dr. Jörg Neugebauer aus Landsberg am Lech beantwortet die Frage, ob schlafmedizinische Unterkieferprotrusionsschienen ein Risiko für das Kiefergelenk sind. Er unterstreicht die Wichtigkeit einer genauen Diagnostik und mahnt zu regelmäßigen Verlaufskontrollen, um mögliche funktionelle Störungen früh zu erkennen.
CMD im Fokus
In ihrem Vortrag „Okklusion und Artikulation in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie“ nimmt Dr. Diana Heimes von der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsmedizin Mainz, die Teilnehmer mit in die mund-kiefergesichtschirurgische Diagnostik und individuelle Therapie der craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Bei dieser Thematik bleibt auch Prof. Dr. Ingrid Peroz, Oberärztin in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie erläutert das „Screening und Diagnosesystem bei CMD“, das im Vorfeld von Interventionen in die Okklusion zum Pflichtprogramm gehört. Im Anschluss wird der „Prof. Dieter Schlegel Wissenschaftspreis“, der Dissertationspreis des Vereins zur Förderung der wissenschaftlichen Zahnheilkunde in Bayern e.V. (VFwZ), verliehen.
Vielversprechende Ansätze
Priv.-Doz. Dr. M. Oliver Ahlers, Gründer und zahnärztlicher Leiter des CMD-Centrums Hamburg-Eppendorf, beschreibt digitale Lösungen für die „Klinische Funktionsanalyse in der digitalen Praxis“ sowie deren Vorteile bei der Auswertung der Befunde und der Diagnosestellung. Dr. Steffani Görl, M.Sc., Oberärztin an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Carolinum Zahnärztliches Universitäts-Institut gGmbH der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, analysiert die Chancen und Risiken einer Behandlung des Musculus masseter mit Botulinumtoxin bei CMD. Zum Abschluss des ersten Tages befasst sich Prof. Dr. Reinhard Hickel, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinikum der Universität München – Campus Innenstadt, mit neuen Füllungsmaterialien und diskutiert anhand von Unterschieden und klinischen Daten, inwieweit sie Amalgam ersetzen können.
Einblicke und Ausblicke
Den Auftakt zum zweiten Teil des wissenschaftlichen Programms für Zahnärzte gestaltet Privatzahnarzt Prof. Dr. Dr. Johann Müller aus München. In seinem Referat „CMD und Restauration – Timing, Risiken und Lösungen“ zeigt er Vorgehensweisen und Fallbeispiele, um wissenschaftliche und juristische Komplikationen zu vermeiden. Um die Potenziale von hyperpersonalisierter Wertschöpfung geht es im Beitrag „Zeitenwende in den zahnärztlichen Praxen – Digitalisierung als Gefahr und als Chance“ von Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Gerhard F. Riegl, Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Management im Gesundheitsdienst, Augsburg.
Dr. Bruno Imhoff aus Köln, Vizepräsident der DGFDT, stellt die „Neue Leitlinie zur Therapie der CMD 2022“ vor. Die Behandlung sollte multimodal ausgerichtet sein, Beratung und Aufklärung sind wesentliche Bausteine des Konzepts. Im Mittelpunkt der möglichst reversiblen zahnärztlichen Maßnahmen stehen Okklusionsschienen. Über „Antibiotika in der Zahnmedizin – Neuester Stand“ informiert Prof. Dr. Renke Maas, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Facharzt für Klinische Pharmakologie bespricht häufige Fragen zu den in der Zahnmedizin gebräuchlichsten und in Leitlinien empfohlenen Antibiotika.
Von Mythen und Menschen
Der Zahnarzt und Zahntechnikermeister Priv.-Doz. Dr. Daniel Hellmann, Direktor der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe und externer Mitarbeiter der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Würzburg, kontert die Mythen und Missverständnisse, die sich um die Zusammenhänge zwischen Kauorgan und Haltung ranken, mit Fakten. „Okklusale Dysästhesie“ ist das Thema von Prof. Dr. Anne Wolowski, Leitende Oberärztin und Stellvertreterin der Direktorin der Poliklinik für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Münster. Sie charakterisiert typische Merkmale, praxistaugliche Screenings und ein strukturiertes Vorgehen als Basis für eine tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung.
Linderung und Vorbeugung
Dr. Kerstin Kladny, Oberstarzt und Klinischer Direktor Zahnmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Ulm, berichtet über „Zahnmedizin meets Schlafmedizin – Eine Erfolgsgeschichte aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm“. Sie beschreibt, wie es im interdisziplinären Zusammenwirken gelingen kann, die Dunkelziffer der schlafbezogenen Atemstörungen zu erhellen und die Betroffenen schnell und wirksam zu therapieren.
Zum Ausklang des zahnärztlichen Kongresses fasst Prof. Dr. Dr. Andreas Michael Neff, Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg, zusammen, wann bei Patienten mit arthrogener Leitkomponente über „CMD und Kiefergelenkchirurgie“ nachgedacht werden sollte, um einer Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen.
Aktualisierung der Röntgenfachkunde
Die Aktualisierung der Röntgenfachkunde für Zahnärzte ist beim 63. Bayerischen Zahnärztetag ebenfalls möglich. Voraussetzungen sind eine separate Anmeldung bis zum 4. Oktober sowie die Teilnahme am wissenschaftlichen Programm und am Vortrag von Dr. Michael Rottner, Referent Praxisführung und Medizinprodukte der Bayerischen Landeszahnärztekammer. Für die Aktualisierung fällt eine zusätzliche Gebühr von 50 Euro an.
DGFDT – DIE FUNKTIONSGESELLSCHAFT
Partner für das wissenschaftliche Programm ist in diesem Jahr die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT). Sie wurde 1967 gegründet und ist die von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) ausgewiesene wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Erforschung funktioneller Zusammenhänge des craniomandibulären und craniocervicalen Systems sowie deren Wechselwirkung mit anderen Körpersegmenten. Dabei beschäftigt sich die DGFDT mit den Grundlagen, der Prävention, der Diagnostik und der funktionellen Rehabilitation dysfunktioneller Zustände in diesem Bereich sowie deren interdisziplinären Therapie. www.dgfdt.de
INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Details zum Bayerischen Zahnärztetag erfahren Sie im Programmheft unter www.blzk.de/zahnaerztetag Im Programmheft finden Sie einen Anmelde-Coupon. Oder Sie nutzen die Online-Anmeldung unter www.bayerischer-zahnaerztetag.de
Ingrid Krieger
Geschäftsbereich Kommunikation der BLZK