Freude an der Freiberuflichkeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der zahnärztliche Berufsstand durchläuft aktuell einen tiefgreifenden Veränderungsprozess, der auch auf Entscheidungen des Gesetzgebers zurückzuführen ist. Die Zahl der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ist durch eine Gesetzesänderung in den vergangenen sechs Jahren förmlich explodiert. Alleine in Bayern hat sie sich seit 2016 fast verdreifacht. Ein großer Teil dieser MVZ ist nicht mehr in den Händen von Zahnärzten. Internationale Investoren haben die Zahnmedizin für sich entdeckt. Gleichzeitig hat auch der demografische Wandel den Berufsstand erfasst. In den kommenden Jahren erreichen die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter. Es werden mehr Kollegen aus der Versorgung ausscheiden als nachkommen.

Diese beiden Entwicklungen haben Folgen: Es wird zunehmend schwerer, Nachfolger für Alterspraxen zu finden – vor allem im ländlichen Raum. Wenn man Zahnmedizin als Teil der Daseinsfürsorge versteht, muss uns diese Entwicklung Sorge bereiten. Die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung lässt sich nur aufrechterhalten, wenn es uns gelingt, wieder mehr junge Kolleginnen und Kollegen für die Gründung oder Übernahme einer Praxis zu begeistern. Wir brauchen Freude an der Freiberuflichkeit. Die viel zitierte Work-Life-Balance und die Selbstständigkeit sind kein Widerspruch. Gerade als sein eigener Chef (oder Chefin) kann man sich die Arbeitszeit eigenverantwortlich einteilen und den Spagat zwischen Familie und Beruf vielfach besser bewältigen als im Angestelltenverhältnis. Berufsausübungsgemeinschaften ermöglichen flexible Arbeitszeitmodelle.

Es freut mich, dass in diesem Sonderheft die vielfältigen Aktivitäten der zahnärztlichen Körperschaften für die Nachwuchsgewinnung zusammengefasst werden. Den jungen Kolleginnen und Kollegen wünsche ich den Mut zur Existenzgründung. Diese Entscheidung lohnt sich!Michael SchwarzPräsident des Verbandes Freier Berufe in Bayern e.V.

Michael Schwarz
Präsident des Verbandes Freier Berufe in Bayern e.V.