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Erdinger Elefanten

Archäologen finden Knochen und Stoßzähne

Woran erkennt man Ur-Elefanten? An den nach unten gebogenen Stoßzähnen! Besonders gut erhaltene Elefantenknochen und -zähne wurden kürzlich in der Nähe von Erding gefunden. Forscher sprechen von einer Sensation.

Die Ur-Elefanten, die vor über zehn Millionen Jahren auch in Bayern gelebt haben, waren riesig. Das Schulterblatt hat einen Durchmesser von fast einem Meter und allein der Oberarm wiegt 100 Kilogramm.

Charakteristisch sind die nach unten gebogenen Stoßzähne der Ur-Elefanten, erläutert Peter Kapustin, Museumsleiter des Urzeitmuseums in Taufkirchen. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel

Gertrud Rößner, Oberkonservatorin für fossile Säugetiere an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, bezeichnet den Fund als „spektakulär“. Bei den rund 120 gesicherten Knochen fand sich auch ein Schädel und Stoßzähne eines Jungtieres, das zu 70 Prozent erhalten ist. Derart relativ vollständige Skelette seien selten, so die Expertin. Die Tiere, die eine Schulterhöhe von über vier Metern und bis zu 13 Tonnen Lebendgewicht erreichen konnten, gehörten der Gattung Deinotherium (Deinotherium giganteum) an. Ein charakteristischer Unterschied zu den heute lebenden Elefanten sind die nach unten gebogenen Stoßzähne des Unterkiefers. Die meisten anderen Ur-Elefanten hatten sogar vier Stoßzähne, jeweils ein Paar oben und unten.

Entdeckt hatten die Fundstelle zwei junge Nachwuchsforscher im April 2023, nämlich die beiden Söhne von Peter Kapustin, Betreiber des Urzeitmuseums Taufkirchen. Kapustin ist Autodidakt im Fach Paläontologie. Nachdem bereits vor 20 Jahren in der Erdinger Umgebung der Schädel eines Deinotheriums entdeckt worden war, zog es ihn immer wieder dorthin, um möglicherweise auf noch mehr Fossilien zu stoßen.

Schon der enorme Unterkiefer deutet darauf hin, wie riesig diese Ur-Säugetiere waren © picture alliance / REUTERS | Leonhard Simon

Die gut erhaltenen Erdinger Skelettteile lassen sich insgesamt drei Tieren zuordnen. Neben dem Jungtier war das Zweite etwas größer und älter, jedoch noch nicht ausgewachsen, sodass daran auch die Entwicklung der Tiere sichtbar ist. Einem dritten Tier konnte man den ebenfalls entdeckten riesigen Oberschenkelknochen zuordnen. Nils Knötschke, der geologische Präparator, spricht von einem Glücksfall für die Wissenschaft. Es sei die größte Fundstelle, an der Deinotherien (die im Übrigen die größten Landsäuger Europas waren) je entdeckt wurden. Um den Zerfall der fragilen und rissigen Knochen zu verhindern, sei „literweise Sekundenkleber“ verwendet worden, berichtet Knötschke in der „FAZ“. Danach erst habe man sie in einem Gipsmantel bergen können.

Warum die Knochen der Ur-Elefanten alle an einer Stelle gefunden wurden, ist offen. Dass sie wie heutige Elefanten zum Sterben einen bestimmten Ort aufsuchten und es sich somit um einen urzeitlichen „Elefantenfriedhof“ handelte, wäre möglich, sagt die Oberkonservatorin Rößner, „aber sicher ist das nicht zu beantworten“.

Redaktion