Weshalb Komodowarane so gut zubeißen können
Das Geheimnis des messerscharfen Gebisses von Komodowaranen, den im indonesischen Archipel beheimateten Riesenechsen, ist die hauchdünne Eisenbeschichtung ihrer Zähne. An den Spitzen und Schneidekanten ist der Eisengehalt besonders hoch, die Zähne können sich dadurch praktisch nicht abnutzen.
Es ist etwas mystisch Drachenartiges an ihnen, teils erinnern sie auch an Dinosaurier, sind jedoch nicht mit diesen verwandt. Komodowarane sind die größte heute lebende Echsenart und entwickelten sich erst zigmillionen Jahre, nachdem die Dinosaurier längst ausgestorben waren. Dennoch gibt es zwischen den beiden Parallelen in der Ernährungsweise, vor allem aber in der Form und Beschaffenheit ihrer Zähne. Wissenschaftler des King’s College London haben sich das näher angesehen.
Ebenso wie Dinosaurier haben Komodowarane vor allem Appetit auf Fleisch. Beider Gebiss mit den gezackten Zähnen ist dafür perfekt ausgerichtet. Im Zahnschmelz der Riesenechsen finden sich sogar Eisenpartikel an den Schneidekanten der Zähne, erkennbar an der orangen Färbung. Diese Schutzschicht sorgt dafür, dass die gezackten Ränder der Zähne scharf und im Handumdrehen einsatzbereit sind. Die Beute der großen Raubtiere hat also keine Chance: Wasserbüffel, Hirsche, Wildschweine und alles andere Getier, das auf den fünf indonesischen Inseln, dem heutigen Lebensraum dieser Reptilien, zu Hause ist, wird einfach zerfetzt.
Mit dieser Entdeckung erhoffen sich die Wissenschaftler unter anderem auch weitere Erkenntnisse zur Lebensweise der vor langer Zeit ausgestorbenen Dinosaurier wie beispielsweise des Tyrannosaurus rex. Zwar ließ sich nach dem heutigen Stand der Technik nicht feststellen, ob versteinerte Dinosaurierzähne ebenfalls einen hohen Eisengehalt aufweisen, doch hofft man, durch die weitere Untersuchung der Zähne von Komodowaranen einen Einblick zu erhalten, wie diese Raubtiere ihre Beute töteten und fraßen. „Wir wollen diese Ähnlichkeit nutzen, um mehr darüber zu erfahren, wie sich fleischfressende Dinosaurier ernährt haben könnten. […] Leider können wir mit der uns zur Verfügung stehenden Technologie nicht feststellen, ob versteinerte Dinosaurierzähne einen hohen Eisengehalt hatten oder nicht. Wir glauben, dass die chemischen Veränderungen, die während des Fossilisierungsprozesses stattfinden, den ursprünglichen Eisengehalt verschleiern“, so Dr. Aaron LeBlanc vom Centre for Oral, Clinical & Translational Sciences am King’s College London und Hauptautor der Studie.
Um den chemischen und strukturellen Aufbau der Zähne von Komodowaranen zu verstehen, sichteten die Forscher eine Vielzahl von Reptilienzähnen aus Museumssammlungen. Aber auch ein damals noch im Londoner Zoo lebender Komodowaran mit Namen Ganas wurde dahingehend untersucht. Tatsächlich lässt sich bei vielen Reptilien, Krokodilen oder auch andere Waranen Eisen in den Zähnen nachweisen, allerdings in weit geringerer Konzentration als bei den Komodowaranen. Von einer Sichtbarkeit der Färbung durch Eisenpartikel ganz zu schweigen. „Wir haben herausgefunden, dass größere fleischfressende Dinosaurier wie Tyrannosaurier die Struktur des Zahnschmelzes an den Schneidekanten ihrer Zähne verändert haben. Während Komodowarane also die Chemie ihrer Zähne verändert haben, veränderten einige Dinosaurier die Struktur ihres Zahnschmelzes, um eine scharfe Schneidekante zu erhalten“, erläutert LeBlanc. „Mit weiteren Analysen der Komodo-Zähne können wir vielleicht andere Marker in der Eisenbeschichtung finden, die während der Fossilisierung nicht verändert werden. Mit solchen Markern wüssten wir mit Sicherheit, ob auch Dinosaurier eisenbeschichtete Zähne hatten, und wir könnten diese wilden Raubtiere besser verstehen.“
Ingrid Scholz