Editorial BZBplus 4/2022

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zumindest seit dem Mauerfall haben wir in Mitteleuropa in einem Gefühl der Sicherheit gelebt. Anfang 2020 kam das vorher unbekannte Corona-Virus und hat unseren Alltag und unsere Berufsausübung verändert. Die Zahnärzte und ihre Praxen haben die Pandemie oft gut überstanden, Patienten wurden nicht infiziert. Gedankt wird es aus Berlin dem Berufsstand nicht.

Nun steht der Krieg in der Ukraine im Mittelpunkt des Interesses von allen. Menschen werden vertrieben und getötet, Städte und Landschaften verwüstet. „Von Tag zu Tag wird das Leid größer, das die russische Invasionsarmee dem ukrainischen Brudervolk zufügt“, kommentiert die Frankfurter Allgemeine. Wir in der Bayerischen Landeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns haben uns solidarisch erklärt mit den Menschen in der Ukraine. Die lange Friedenszeit, die in Europa herrschte, ist vorbei. Im Krieg gibt es am Ende nur Verlierer. Der gesamte Kontinent wird von den Folgen betroffen. Auch wir in Deutschland werden Verlierer sein. Die Energiekosten für Importe sind stark gestiegen und werden weiter steigen und die notwendige Energiewende zusätzlich verteuern.

Je mehr Menschen obdachlos werden, fliehen müssen und getötet werden, umso mehr wird unsere Hilfe gebraucht. Das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte koordiniert unsere Aktivitäten für die Ukraine. Doch auch vor Ort sind wir gefordert. Hunderttausende von Geflüchteten haben Aufnahme in Deutschland gefunden. Einige von ihnen werden über kurz oder lang eine zahnmedizinische Versorgung brauchen. Die Behandlung von Menschen, die Schlimmes durchgemacht haben und unsere Sprache nicht sprechen, ist eine besondere Herausforderung, der wir uns aber stellen – so wie wir auch die Flüchtlingswelle 2015 gemeinsam bewältigt haben. Die KZVB konnte mit der bayerischen Staatsregierung und den kommunalen Spitzenverbänden sehr schnell klären, dass Flüchtlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland Anspruch auf eine zahnärztliche Versorgung haben. Im Vordergrund steht hier zunächst die Schmerzbeseitigung – ähnlich wie im zahnärztlichen Notdienst. Die Kosten dafür tragen gemäß Asylbewerberleistungsgesetz die Landkreise und kreisfreien Städte. Wir kommen unserer ethischen Verpflichtung nach. Den Menschen aus der Ukraine wird geholfen – auch und gerade von den bayerischen Zahnärzten. Dafür spreche ich allen Kolleginnen und Kollegen Dank und Anerkennung aus.

Ihr

Christian Berger

Vorsitzender des Vorstands der KZVB