Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wer den ersten Knopf am Hemd falsch knöpft, ist nur einen Knopf vom richtig geknöpften Hemd entfernt. Trotzdem ist es der einzige Ausweg, das Hemd komplett aufzuknöpfen und von vorn zu beginnen. Beim Umgang der Bundesregierung mit der Corona-Pandemie habe ich nach zwei Jahren und mit zwei Bundesgesundheitsministern das Gefühl, dass ohne ausreichende Selbstreflexion immer wieder weitergewurstelt wird, ohne die begangenen Fehler zu korrigieren, wenn sie denn überhaupt als solche erkannt werden.

Zu wenig Impfstoff gekauft, zu wenig Impfstoff verfügbar, zu wenig Werbung für die Impfung, zu wenig Impfstellen, zu geringe Impfquoten, falsche Einschätzung der Gefährlichkeit der Mutanten, frühe Schließung von Impfzentren, einrichtungsbezogene Impfpflicht, keine Bundestagsdebatte über allgemeine Impfpflicht – Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, können die Liste sicher noch ergänzen.

Bleiben wir bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht: wohl gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Ungeimpfte Pflegekräfte, die zwei Jahre lang vulnerable Patienten betreut haben (und dafür Prämien erhielten), wissen heute nicht, ob und wie lange sie nach dem 16. März ihren Beruf (zur Sicherstellung der Versorgung) weiterhin ausüben dürfen, ihre Chefs ebenso wenig. So ist es auch für die ungeimpfte ZFA. Für die Bevölkerung fallen am 20. März fast alle Beschränkungen. Minderjährige Azubis müssen aber geimpft sein, bevor Sie einen Ausbildungsvertrag erhalten können? Natürlich ist es optimal, wenn besonders vulnerable Patienten durch geboostertes medizinisches Personal betreut werden. Aber Zahnärzte und ihr Personal haben ihre Patienten auch dann nicht infiziert, als sie selbst noch nicht geimpft sein konnten. Zahnärzte können Hygiene. Sie wissen, anders als die Bundesregierung mit ihrem Zick-Zack-Kurs, wie man sich und andere schützt. Jede ZFA, jede Pflegekraft, die den Bettel hinwirft, ist eine(r) zu viel.

Medicus cura te ipse! Aus der Pandemie führen nur die „schmutzige Impfung“ wie zur Zeit mit Inzidenzen von 2000 und mehr – oder die Impfung selbst. Kommen Sie Ihrer Meldepflicht nach, aber halten Sie das Personal in der Praxis – die Patienten und Sie brauchen weiterhin unsere guten Fachkräfte.

Ihr Christian Berger
Vorsitzender des Vorstands der KZVB