Dr. Rüdiger Schott - Stv. Vorsitzender des Vorstands der KZVB

Editorial BZBplus

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Corona-Pandemie ist ein Stresstest für unseren Berufsstand und für die gesamte Gesellschaft. Fehlte es anfangs an Schutzausrüstung und Impfstoffen, stehen wir nun vor einer neuen Herausforderung: Ab dem 16. März gilt faktisch ein Berufsausübungsverbot für ungeimpfte Zahnärzte und Praxismitarbeiter.

Diese einrichtungsbezogene Impfpflicht sorgt erwartungsgemäß für kontroverse Diskussionen innerhalb des Berufsstandes. Die Gegner verweisen darauf, dass bis heute in Bayern kein Fall einer Infektionsweitergabe von einem Zahnarzt auf den Patienten dokumentiert ist. Unsere Schutzmaßnahmen haben sich auch unter Pandemiebedingungen bewährt. Befürchtet wird zudem, dass Praxispersonal, das sich nicht impfen lassen möchte, in andere Branchen abwandert.

Für mich stellt sich aber die Frage, warum eine ZFA oder ein Kollege der Wissenschaft so skeptisch gegenübersteht. Zahnmedizin ist ein evidenzbasiertes Fach. Es gibt Grundwahrheiten, die man akzeptieren muss. Dazu gehört zum Beispiel die positive Wirkung von Fluorid auf die Zahngesundheit.

Hinzu kommt: Eine Impfpflicht ist für uns nichts Neues. Die Masern- oder die Hepatitis-Impfungen sind geradezu ein Segen für einen Beruf, der ständig mit Körperflüssigkeiten in Berührung kommt. Zu guter Letzt haben Ärzte und Zahnärzte sowie deren Mitarbeiter eine Vorbildfunktion. Wenn wir uns nicht impfen lassen, wie soll dann die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigen?

Eines muss aber auch klar sein: Das Ziel muss die allgemeine Impfpflicht sein und kein sektorales Berufsverbot. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek stellt zurecht den Zeitplan für die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Frage und warnt vor negativen Auswirkungen. Wir müssen vermeiden, dass die wenigen Impfgegner, die in unseren Praxen arbeiten, in andere Berufsfelder abwandern.

Ihr
Dr. Rüdiger Schott
Stv. Vorsitzender des Vorstands der KZVB