Dentulus, das Maskottchen der Aktion Löwenzahn, ist beim Kinderfest immer in Lebensgröße dabei – sehr zur Begeisterung der kleinen (und auch der größeren) Besucher.
Foto: © Katharina Kapfer/LAGZ

Die verbindende Kraft des gesunden Lächelns

Gesundheitsministerin Judith Gerlach und LAGZ-Vorsitzende Dr. Barbara Mattner beim Tag der Zahngesundheit

Dentulus und Goldie kommen einfach bei allen Kindern gut an: Das zeigte sich beim großen Fest zum Tag der Zahngesundheit, das die Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAGZ) in Bayern jedes Jahr in einer anderen Stadt ausrichtet. In diesem Jahr war die Landeshauptstadt an der Reihe. Rund 1 200 Kinder aus Kitas und Schulen in München folgten der Einladung der LAGZ-Zahnärztin und Arbeitskreisvorsitzenden Dr. Melinda Erdey ins Kulturhaus Milbertshofen und erlebten dort ein kreatives, informatives Programm rund um die vier Säulen der Mundgesundheit.

Gerlach lobt Arbeit der LAGZ

Mit ihrem Besuch im Kulturhaus Milbertshofen machte die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, deutlich, wie wichtig ihr das Thema Prävention ist. In ihrer Rede beim Festakt lobte sie die Gruppenprophylaxe als adäquates Modell, um Zahnproblemen wirksam und bereits im frühen Kindesalter vorzubeugen: „Heute haben viele von uns nur deshalb so gesunde Zähne, weil wir früh lernen, gut darauf aufzupassen“, so die Ministerin. Bei der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung für die Null- bis Sechsjährigen sei zwar „noch Luft nach oben“, konstatierte Gerlach, die LAGZ aber sei ein „starker und bewährter Partner im Bündnis für Prävention“. Die Förderung, die ihr Ministerium dem Aktionsprogramm Seelöwe zukommen lässt, sei eine „gute Investition in die Gesundheit unserer Kinder“.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (2. v. r.) informierte sich bei Dr. Elke Schroeder-Schichtl (rechts) über Mundhygiene für Kleinkinder. Dr. Melinda Erdey (links) und BLZK-Vizepräsidentin Dr. Barbara Mattner begleiteten die Ministerin durch den Zahngesundheits-Parcours. © Katharina Kapfer/LAGZ

Laut Stefan Jagel, Stadtrat in München, leistet die Gruppenprophylaxe auch einen wichtigen Beitrag, damit Kinder die „Mundhygiene als etwas Positives erleben“. Außerdem werde die Angst vor dem Zahnarzt abgebaut. „Ich weiß, wie wichtig das ist, denn ich habe selbst Angst vor dem Zahnarztbesuch. Und das, obwohl ich einen sehr guten Zahnarzt habe“, gestand Jagel. Er ging in seiner Ansprache auch auf den Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der Zahngesundheit ein. Er zitierte aus einer Statistik: 75-Jährige aus sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten hätten durchschnittlich acht gesunde Zähne weniger als Gleichaltrige, denen es finanziell gut geht. Die Gruppenprophylaxe sei hier ein Angebot, das gegensteuere und für alle zugänglich sei.

Putzt in der Kita die Zähne!

Auf einen anderen gesellschaftlichen Trend machte Dr. Barbara Mattner, erste Vorsitzende der LAGZ in Bayern, aufmerksam: „Kinder sind heutzutage oft bis zu acht Stunden in der Kita“, erklärte sie, „deshalb ist es extrem wichtig, sie dort auch praktisch zum Thema Mundhygiene zu schulen.“ Nach der Corona-Pandemie sei diese Praxis oft eingeschlafen. „Man muss die Einrichtungen zum täglichen Zähneputzen mit den Kindern motivieren“, forderte sie. Wie gut das funktionieren kann, erlebte Staatsministerin Gerlach im Juni im Kindergarten Storchennest in Glattbach. „Die Kinder haben richtig Spaß daran“, erinnerte sie sich. Bei ihrem Termin mit den LAGZ-Zahnärzten im Kindergarten habe sie sich auch davon überzeugen können, wie gut die Kombination von Gruppenprophylaxe und der Aktion Seelöwe funktioniere. Diese bringt Kinder dazu, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen. Dass der Zahnarztbesuch alles andere als schlimm ist, vermittelte das Team des Katholischen Männerfürsorgevereins im elmex-Mobil, das vor dem Kulturhaus parkte.

Dr. Andrea Schmidt, LAGZ-Zahnärztin aus Rosenheim, unterstützte beim Münchner Tag der
Zahngesundheit mit einem Stand zum gesunden Pausenbrot. © Katharina Kapfer/LAGZ

Wie viel Spaß es machen kann, etwas über die Mundgesundheit zu lernen, erlebte die Ministerin auch bei ihrem Rundgang im Kulturhaus Milbertshofen. Auf zwei Ebenen waren Stände zur gesunden Ernährung, zur richtigen Zahnpflege, zur Mundhygiene von Schwangeren und Kleinkindern und zum Thema Zucker aufgebaut. Das bevorzugte Kariesfutter war am Stand der AOK sogar das zentrale Thema: Monika Nitschke und ihre Kolleginnen erklärten den Kindern, wie viel Zuckerwürfel zum Beispiel in einem Eistee, einer Pizza oder einer Tafel Schokolade stecken. Gegenüber machte Dr. Andrea Schmidt den kleinen Besuchern klar, dass Gemüse, Obst und Vollkornbrot eine bessere Pausenmahlzeit sind als Limonade, Nusscreme oder Quetschies.

Als langjähriger Kooperationspartner der LAGZ hatte sich der jugendzahnärztliche Dienst des Gesundheitsreferats der Stadt München mit kindgerechter Information und Mitmach-Angeboten eingebracht. An einer Magnetwand sollten die Kinder Lebensmittel den Kategorien „gut“ oder „weniger gut“ für Zähne zuordnen. Für einen köstlichen und doch gesunden Snack sorgten die Schülerinnen der Berufsschule, die vom frühen Morgen an Obst und Gemüse schnitten und auf Spieße steckten.

Von wegen „Zähneputzen ist doof“

Julijana Richter vom Gesundheitsreferat der Stadt München zeigte den Kindern, wie man nach der KAI-Methode Zähne putzt. © Katharina Kapfer/LAGZ

Und wer glaubt, Kinder würden nicht gerne Zähne putzen, wurde am Zahnputzbrunnen im Innenhof eines Besseren belehrt: Nachdem ihnen in der Zahnputzdisco der Zahnbelag aus dem Spiegel entgegenleuchtete, machten sie sich flugs daran, ihn gleich abzuschrubben. Nach der KAI-Methode natürlich, die sie zum Beispiel auch von Julijana Richter vom Gesundheitsreferat der Stadt an einem Demo-Gebiss gelernt hatten. Zahnputzutensilien steuerte die LAGZ bei, zusätzliche Zahnpasta konnten die Kinder an einem weiteren Stand in einer Blackbox ertasten. In einem Nebenraum tauchten die Kinder in die fantastische Welt der Zahnfee ein, während im großen Saal die Kinder-Rockband „Schlawindl“ den kleinen Besuchern einheizte. Gut zu tun hatten auch die Berufsschülerinnen und Berufsschüler, die den Kindern Tattoos auf die Haut pinselten – ein weiterer Publikumsmagnet beim Kinderfest.

Die Kinder feierten auch die Stars der Mundgesundheits-Szene: Dentulus und Goldie waren, wie immer beim Fest zum Tag der Zahngesundheit, in Lebensgröße vor Ort und legten sich für ihre Fans mächtig ins Zeug. Ein kleines Tänzchen hier, eine Umarmung dort, und für ein Foto legte sich Dentulus mit seinem mehrere Kilo schweren Kopf schon mal auf den Boden. Die Veranstaltung in Milbertshofen war ein Paradebeispiel für die verbindende Kraft der jahrzehntelangen Präventionsarbeit, denn so international wie in diesem Jahr war das Fest bisher selten. Die Kinder reisten mit ihren Betreuerinnen und Betreuern nicht nur aus ganz verschiedenen Ortsteilen an, sondern sorgten auch für ein buntes, multikulturelles Miteinander.

Zurück zum Hauszahnarzt

Beim Festakt mit prominenten Vertretern aus Politik und Standespolitik begeisterten zwei verschiedene Kindergruppen die Gäste: Die Kinder der Bavarian International School in Haidhausen und aus dem Haus der Kinder in der Isoldenstraße interpretierten Zahnputzspaß auf Deutsch und Englisch. Sie sorgten für musikalische Auflockerung zwischen den Ansprachen der Festredner. Zu diesen gehörte auch Dr. Rüdiger Schott, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayern (KZVB) und Vorstandsmitglied der LAGZ, der vor allem die Bedeutung des Hauszahnarztes in der Praxis in den Mittelpunkt stellte und gegen den Trend zu Medizinischen Versorgungszentren wetterte. „Ich glaube nicht, dass die angestellten Zahnärzte der MVZ die Lücke schließen werden“, die in den nächsten vier Jahren bei den ehrenamtlich tätigen LAGZ-Zahnärzten entstehe. Denn viele der LAGZ-Zahnärztinnen und -Zahnärzte stünden kurz vor dem Rentenalter und hätten Probleme, Nachfolger zu finden – auch für das Ehrenamt. Doch nur dieses Engagement macht einen Tag wie den in Milbertshofen möglich.

Nicht nur durch die Blume (v. l.): Dr. Barbara Mattner dankte der Organisatorin des Kinderfestes, Dr. Melinda Erdey, sowie Dr. Silke Pfüller vom Gesundheitsreferat der Stadt München für ihre Unterstützung. © Katharina Kapfer/LAGZ

Je schwieriger der Anfang …

Dass es in diesem Jahr ein etwas anderes Fest werden würde, zeigte sich schon bei den Vorbereitungen. Anders als auf dem Land sind die LAGZ-Zahnärztinnen und -Zahnärzte in München nicht so eng vernetzt, was auch an der unterschiedlich organisierten Gruppenprophylaxe liegt. Die teilt sich die LAGZ in der Landeshauptstadt mit dem Gesundheitsreferat der Stadt München, dessen fest angestellte Zahnärztinnen für die Reihenuntersuchungen in den Kitas und Grundschulen zuständig sind. Die LAGZ-Zahnärztinnen und -Zahnärzte klären in den Unterstufen der weiterführenden Schulen dann über zahngesundheitsrelevante Themen auf, die Kinder in einem Alter von zehn bis zwölf Jahren betreffen. Das Kinderfest war den meisten deshalb wohl thematisch zu weit entfernt, jedenfalls musste Dr. Erdey bei der Akquise der Helfer ungewöhnlichere Wege gehen als ihre Kolleginnen und Kollegen in Amberg, Deggendorf oder Rosenheim.

Dr. Nicolas Pröbstl und seine Mutter Dr. Karina Pröbstl zum Beispiel sind gar keine LAGZ-Zahnärzte, hatten sich aber spontan bereit erklärt, zwei Stände im Kulturhaus Milbertshofen zu übernehmen. „Ich kann gar nicht verstehen, warum man so etwas nicht gerne macht“, so Dr. Nicolas Pröbstl, der den Kindern erklärt, warum ein halb mit elmex-Gel bestrichenes Ei im Essigglas auf der ungeschützten Seite sprudelt.

Dr. Schmidt reiste zum Tag der Zahngesundheit extra aus Rosenheim an. Sie und alle anderen Beteiligten sowie eine am Ende sichtlich erleichterte Dr. Melinda Erdey machten die Veranstaltung am Stadtrand der Großstadt München zu einer Sternstunde des fröhlichen Miteinanders – und das im Zeichen einer guten Sache.Katharina KapferPressereferentin der LAGZ