56 Teilnehmerinnen kamen zum 1. Bayerischen Netzwerk- und Trainingstag für Zahnärztinnen nach Geiselwind.
Foto: BLZK

Den Nerv der Zielgruppe getroffen

Bayerischer Netzwerk- und Trainingstag für Zahnärztinnen feiert gelungene Premiere

Der 1. Bayerische Netzwerk- und Trainingstag für Zahnärztinnen am 12. März in Geiselwind ist bei den Teilnehmerinnen so gut angekommen, dass sie ein klares Signal gegeben haben: „Wir interessieren uns für Follow-up-Termine mit fachlichem Input und wollen weiter netzwerken.“ Für die Projektpartner Bayerische Landeszahnärztekammer, „Dentista e.V. – Verband der Zahnärztinnen“ und das „Zahnärztinnen Netzwerk Deutschland“ ist dieses Feedback großer Ansporn und Motivation, weitere Formate für Zahnärztinnen auf den Weg zu bringen.

Erstmalig haben sich BLZK, Dentista e.V. – Verband der ZahnÄrztinnen und das Zahnärztinnen Netzwerk Deutschland zusammengetan und mit ihrer Veranstaltung direkt den Nerv der Zielgruppe getroffen: Netzwerken und Fortbilden unter Frauen. 56 Zahnärztinnen kamen nach Geiselwind. Die Organisation der Veranstaltung übernahm die eazf, das Fortbildungsinstitut der BLZK.

Prominente Botschafterin

Mit Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer, konnten die Veranstalter eine prominente Botschafterin und Unterstützerin gewinnen. Sie wandte sich per Video mit einer klaren Botschaft an die Teilnehmerinnen: „Baut Euch ein Netzwerk auf, unterstützt Euch gegenseitig in fachlichen, unternehmerischen, aber auch familiären, organisatorischen und strukturellen Fragen und profitiert voneinander. Ich unterstütze Euch gerne dabei! Diese Veranstaltung bietet genau den passenden Rahmen dafür.“Die Motivation zum Netzwerken unter den Teilnehmerinnen war unmittelbar zu beobachten: Visitenkarten wurden ausgetauscht und private Chatgruppen initiiert. Auf die Frage, was sie motiviert habe, sich anzumelden, gaben die Zahnärztinnen einhellige Rückmeldung: Das Netzwerken unter Frauen als Programmpunkt bei einem Fortbildungstag sei ein neuer, spannender Aspekt, der den fachlichen Teil des Programms perfekt ergänzt und neugierig gemacht habe.

Dr. Amely Hartmann von Dentista e.V. gab einen Einblick zur „Ästhetik in der Implantologie“. © BLZK

„Get together“ am Vorabend

Einige Teilnehmerinnen hatten den Netzwerkgedanken schon im Gepäck: Studienkolleginnen und befreundete Zahnärztinnen kamen gemeinsam zu der Fortbildung nach Geiselwind. Ein brennendes Gesprächsthema beim Kennenlernen am Vorabend war die Suche und Bindung qualifizierter Mitarbeiter/-innen: „Wie macht ihr das mit der Mitarbeitersuche, über welche Plattform sprecht ihr die jungen Leute an? Wie bindet ihr sie ans Team?“. Einen zweiten Themenkomplex gab es an diesem Abend: Familiengründung, Rollenverständnis und tatsächliche Rollenausübung in Zahnärztinnen-Familien. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als selbstständige Unternehmerin, aber auch als angestellte Zahnärztin sind nach wie vor hochbrisante Themen und beschäftigen Zahnärztinnen. Lösungen und Wege für derlei Fragen zu finden, sich über die unterschiedlichen Modelle auszutauschen, das wollte der Netzwerk- und Trainingstag ermöglichen – zum Beispiel im Gespräch mit „Role Models“, die diese Lebensphase erfolgreich gestaltet und gemeistert haben. Und „Role Models“ gab es einige an diesem Netzwerk- und Trainingstag.

Who is who? Die Netzwerkpartner stellen sich vor

Der Samstag startete mit der Vorstellung der Netzwerkpartner und ihrer inhaltlichen Schwerpunkte. Dr. Cosima Rücker, Referentin Nachwuchsförderung, Beruf und Familie der BLZK, stellte ihre standespolitische Arbeit als Vorstandsmitglied und Referentin vor. Sie hat klare Ziele vor Augen, möchte mehr Zahnärztinnen in die Standespolitik bringen und junge Frauen und Männer dafür begeistern, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Ihr Aufruf an die Teilnehmerinnen war deutlich: „Macht mit, bringt Euch aktiv in Euren Bezirken und Gremien mit den Themen ein, die Euch wichtig sind, und vor allem: Geht dieses Jahr zur Wahl, wählt junge Kolleginnen und Kollegen, wählt Frauen, um die Parität in den Vorständen sicherzustellen!“

Martina Werner von Dentista e.V. ging auf die Schwerpunkte des Verbandes ein. © BLZK

Martina Werner leitet die Regionalgruppe Unterfranken von Dentista – Verband der Zahnärztinnen e.V. Sie ging auf die Schwerpunkte des Verbandes ein: Fortbildung, Praxis, Wissenschaft, Gender dentistry und die Standespolitik. Frauen hätten andere Anforderungen an die Berufsausübung. Damit diese Anforderungen Gehör finden, sagte Werner ganz offen: „Nicht wir Frauen müssen uns ändern, es sind die Strukturen, die uns an vielen Stellen behindern. Um das zu ändern, setzen wir uns bei Dentista aktiv ein.“ Ein konkretes Beispiel nannte Werner dazu: Meetings in der Standespolitik, in denen richtungsweisende Entscheidungen für den Berufsstand getroffen werden, müssten zeitlich so angesetzt werden, dass auch Zahnärztinnen mit Familie teilnehmen können. Das sei ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Denn dadurch erhielten Frauen erst die Chance, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Claudia Huhn, Gründerin des Zahnärztinnen Netzwerks Deutschland, beendete die Vorstellungsrunde der Veranstaltungspartner: Der Schwerpunkt ihres Unternehmens liegt auf unternehmerischen Aspekten, entsprechend sind die Angebote für Zahnärztinnen konzipiert. „Die Uni macht Euch zu Expertinnen in der Zahnmedizin. Mein Netzwerk möchte Angebote machen, die Euch helfen, Euch unternehmerische Kompetenzen anzueignen.“, sagte Claudia Huhn. In Webinaren, regionalen Präsenzveranstaltungen und bei einem jährlich stattfindenden Kongress könnten Zahnärztinnen zu verschiedenen unternehmerischen Themen Fortbildungen besuchen, voneinander lernen und ihr Netzwerk ausbauen.

Claudia Huhn vom Zahnärztinnen Netzwerk Deutschland sprach über zielorientierte Patientenkommunikation. © BLZK

Themenmix im Fortbildungsteil

Die Fachvorträge bildeten thematisch einen bunten Strauß, der in dieser Mischung bei den Zahnärztinnen gut ankam. „Mehrere, in sich geschlossene Vorträge zu verschiedenen Themen zu hören, das machte den Tag sehr abwechslungsreich“, sagte eine Teilnehmerin über das Fortbildungsprogramm.

Die drei Veranstaltungspartner hatten je eine Expertin beziehungsweise einen Experten für den Fachvortrag mitgebracht. Die BLZK wurde von Prof. Dr. Johannes Einwag vertreten, wissenschaftlicher Koordinator für Online-Fortbildungen der eazf und Experte auf dem Gebiet der Parodontologie. Seinen Vortrag mit dem Thema „Subgingivales professionelles Biofilmmanagement als Basis moderner Parodontitis-Therapie“ präsentierte er als interaktives Fachgespräch: Er holte die Zahnärztinnen ins Gespräch, stellte ihnen konkrete Fragen und hielt die Aufmerksamkeit so bis zum Schluss auf Höchststand.

Von Dr. Amely Hartmann bekamen die Zahnärztinnen einen Einblick in die „Ästhetik in der Implantologie“. Die Dozentin präsentierte dieses zukunftsträchtige Thema aus der Perspektive von Chirurginnen und sensibilisierte die Zuhörerinnen hinsichtlich der Erwartungshaltung der Patienten: „Die virtuelle Erwartungshaltung prägt die Realität unserer Patientinnen und Patienten. Die sozialen Medien nehmen hier stark Einfluss, auch bei der implantologischen Versorgung. Die Implantation in der ästhetischen Zone ist jedoch hochkomplex. Brieft deshalb Eure Patientinnen und Patienten umfassend und gebt ihnen Hinweise, zum Beispiel auf den Knochenaufbau, bevor Ihr sie an chirurgische Kolleginnen und Kollegen überweist.“

Christin Haarmeyer und Claudia Huhn vom Zahnärztinnen Netzwerk Deutschland schlossen den Fortbildungstag mit unternehmerischen Aspekten. „Erfolgreiche Praxiskommunikation – Ein Magnet, nicht nur für Patienten!“ lautete ihr Thema. Christin Haarmeyer referierte über Marketing und machte klar: Jedes Unternehmen, auch eine Zahnarztpraxis, braucht Branding, um in der Masse nicht unterzugehen. Wie aber sieht erfolgreiches Marketing aus? Dazu gab Haarmeyer viele konkrete Beispiele, von der Gestaltung einer modernen Praxiswebsite über die Arbeitskleidung zur Stärkung des Teamgedankens bis hin zur Einstellung einer Marketing-Beauftragten im Team.

Christin Haarmeyer vom Zahnärztinnen Netzwerk Deutschland referierte über erfolgreiches Marketing. © BLZK

Claudia Huhn schulte die Zahnärztinnen darin, Patientengespräche zielorientiert aufzusetzen und durchzuführen. Patientinnen und Patienten wollen aktiv miteinbezogen werden, mitdenken und nicht passiv berieselt werden. Das Gespräch erhält einen Wert, indem man ausreichend Zeit dafür einplant. Und Patientinnen und Patienten schätzen klare Kommunikation: Was ist nötig und wie sieht der Behandlungsweg aus? Was jedoch am meisten Einfluss nimmt auf ein erfolgreiches Patientengespräch, erklärte Claudia Huhn auch: „Beziehung. Beziehung schafft Vertrauen, und das wiederum schafft Bereitschaft, den von Euch als Zahnärztinnen vorgeschlagenen Weg der Behandlung zu gehen. Denkt daran, wenn Ihr das Gespräch mit Euren Patientinnen und Patienten beginnt.“

Das Netzwerk lebendig halten

Das Resümee am Abend war eindeutig. Die Veranstaltung kam sehr gut an, die Zahnärztinnen möchten in Kontakt bleiben, sich aktiv austauschen und weiter fortbilden. Die Netzwerkpartner haben erste Ideen vorgestellt, wie das aussehen könnte. Dem Live-Event in Geiselwind sollen nun mehrere Online-Termine folgen. Alle Anwesenden signalisierten großes Interesse. Die bayerischen Zahnärztinnen dürfen sich also auf weitere spannende Formate freuen.

Judith Kärtner

Stabsstelle Patienten und Versorgungsforschung der BLZK