Professionelle Unterstützung: Zum Einsatz im Sonderpädagogischen Förderzentrum brachte Dr. Markus Sixt seine Mitarbeiterin Anna Roßmann und den Zahnlöwen Dentulus mit.

Das große Plus für die Prävention

Wie LAGZ-Zahnarzt Dr. Markus Sixt Schülern mit Förderbedarf die vier Säulen der Zahngesundheit erklärt

LAGZ-Gruppenprophylaxe in der Förderschule: Für unsere BZB-Reportage haben wir den Bad Kötztinger Zahnarzt Dr. Markus Sixt bei seinem Einsatz im Sonderpädagogischen Förderzentrum begleitet.

Sieben Uhr morgens an einem Mittwoch in Bad Kötzting. Es ist dunkel und nasskalt, in den Regen mischen sich immer mehr Schneeflocken. Ein Räumfahrzeug streut Salz auf die leere Gehringstraße, von der aus man zu den Parkplätzen hinter einem Neubau an der Marktstraße gelangt. Im ersten Stock des modernen Baues brennt schon Licht. Zahnarzt Dr. Markus Sixt packt in seiner Praxis die letzten Utensilien in die knallblaue LAGZ-Tragetasche mit den Maskottchen „Dentulus“ auf der einen und „Goldie“ auf der anderen Seite. Sein Einsatzort ist heute kein Behandlungsraum. An diesem Mittwoch ist Sixt als LAGZ-Zahnarzt unterwegs.

Lange LAGZ-Erfahrung

Sixt steuert seinen Kleinwagen durch die verwinkelten Straßen der Altstadt zum sogenannten Bildungshügel. Auf der Anhöhe an der Bürgermeister-Dullinger-Straße sind alle Grund- und weiterführenden Schulen der Gemeinde angesiedelt, daher die landläufige Bezeichnung. Auch das Sonderpädagogische Förderzentrum, das heutige Ziel des LAGZ-Zahnarztes, hat hier seine Adresse. Vor der Schule wartet bereits Anna Roßmann, ZFA-Azubi im zweiten Lehrjahr. Sie wird an diesem Tag ihrem Chef in einem ganz neuen Umfeld assistieren. Er selbst ist in dieser pädagogischen Mission schon ein Routinier: Markus Sixt betreut die Förderschule in Bad Kötzting seit mehr als 25 Jahren. Nur der strenge Corona-Lockdown im Jahr 2020 zwang ihm eine Pause auf, ansonsten kommt er seit 1997 jedes Jahr, um den Schülern die vier Säulen der Zahngesundheit auf altersgerechte Weise nahezubringen.

Mit Feuereifer dabei: Dr. Markus Sixt bezieht die Schülerinnen und Schüler bewusst in seinen
Zahnunterricht ein.

In plüschiger Begleitung

Der erste Weg führt ins Sekretariat: Inge Kirschbauer hat hier seit 20 Jahren die Abläufe im Griff und begrüßt Sixt herzlich. Die beiden kennen und schätzen sich. Für den Zahnarzt ist die erfahrene Sekretärin eine große Hilfe bei der Organisation. Auch diesmal hat sie rechtzeitig die Briefe an die Eltern verschickt und sie so über den Zahnarztbesuch informiert. Alle Einverständniserklärungen – eine für die einfache Untersuchung, eine zweite für die Veröffentlichung von Fotos, die heute von den Schülern gemacht werden (oder eben nicht) – hat sie sorgfältig nach Klassen geordnet. „Wie immer alles perfekt vorbereitet, Frau Kirschbauer“, freut sich LAGZ-Zahnarzt Sixt. Auf dem Flur trifft das „Team Sixt“ Corinna Heitzer, die an diesem Tag die Konrektorin der Schule, Brigitte Lemberger, vertritt. „Schön, dass Sie da sind“, begrüßt sie den Zahnarzt und geleitet ihn ins Lehrerzimmer. Auch hier kennt fast jeder Dr. Sixt. Und wundert sich nicht, dass er ein großes Plüschtier mit sich herumschleppt. Denn auch Dentulus, Titelheld der LAGZ-Aktionen Löwenzahn und Löwenzahn PLUS, war schon ein paar Mal in dieser Schule zu Gast.

Vom Wissen und der Begeisterung

Zur ersten Klasse nimmt Sixt eine Abkürzung durch den Werkraum und ein Klassenzimmer, in dem ihm die Lehrerin fröhlich zuwinkt. Der drahtige Zahnarzt mit der Radrennfahrer-Figur eilt wieselflink und fast unbemerkt von den Schülern durch das Klassenzimmer – bei der einen Tür rechts raus, bei der nächsten links rein. Die kleinen Tische und Stühle der ersten Klasse sind voll besetzt, weil die Lehrerinnen beschlossen haben, für den Zahnunterricht zwei Klassen zusammenzulegen. „Guten Morgen, Herr Dr. Sixt“, rufen die Kinder artig im Chor. Die Klasse ist bunt gemischt, in jeder Hinsicht. Das Geheimrezept, um sie alle abzuholen: „Keine Wissens-, sondern Begeisterungsvermittlung“, verrät der erfahrene LAGZ-Zahnarzt. „Vor allem geht es darum, über die Gruppendynamik Berührungsängste abzubauen.“ Das Thema ist schließlich kein Selbstläufer. „Mundhygiene, Ernährungslenkung und eine einfache Untersuchung in der Klasse“, wie in der Handreichung der LAGZ für Förderschulen vorgesehen, verkaufen sich nicht von selbst.

Kreativität und Spontanität

Das Mädchen in der ersten Reihe liegt fast auf dem Tisch und stützt ihren Kopf mit einer Hand, der Junge im Trainingsanzug in der zweiten Reihe dreht sich ständig zu seinem Hintermann um, ein anderer rutscht auf seinem Stuhl hin und her. Mehrmals stehen die Lehrerinnen auf und weisen die Kinder sanft zurecht. Unterricht in einer Förderschule ist kein Kinderspiel, das weiß auch Sixt. Klar ist: „Hier braucht es Kreativität und einen spontanen Umgang mit der momentanen Situation.“ Der LAGZ-Zahnarzt geht durch die Reihen, spricht Kinder direkt an, bindet sie durch Fragen mit ein. In diesem Schuljahr steht er bereits zum dritten Mal vor dieser Klasse, es ist der sogenannte dritte Impuls. Von der Zahnputztechnik KAI haben die Kinder im September gehört. „Wer weiß noch, was das K bedeutet?“, fragt Sixt. „Kaufläche!“, erinnert sich ein Mädchen in der ersten Reihe und reckt nach der Antwort den Arm in die Höhe.

Einfache Untersuchung: Alle Kinder, deren Eltern sich damit einverstanden erklärt hatten, sperrten für den LAGZ-Zahnarzt bereitwillig den Mund auf.

Putz-Reime helfen

Aus LAGZ-Fortbildungsveranstaltungen mit der renommierten Zahngesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg hat Markus Sixt gelernt, dass Kinder Themen über einfache Reime besser verinnerlichen. „Schrubb, schrubb, schrubb, hin und her, das gefällt mir sehr“: Das Mini-Gedicht gibt den Rhythmus vor, in dem ein Mädchen mit einer überdimensionalen Zahnbürste die Kauflächen am Demo-Gebiss putzt. „Kleine Kreise, kleine Kreise und ich werd‘ ganz leise“: Die Erstklässler erinnern sich schnell daran, dass so die Außenflächen geputzt werden. Für den Innenflächen-Putz-Reim braucht’s einen kleinen Denkanstoß des Zahnarztes: „Wisch, wisch, wisch … – und wie geht’s weiter?“ Aus der Klasse tönt es: „Sauber ist der Tisch.“

Auftritt als Zahnfreund

Was er als nächstes in der Klasse vorhat, spielen der Zahnarzt und seine Assistentin zunächst für die Kinder durch. Sixt legt einen Mundschutz an und prüft mit einem Einweg-Zahnspiegel Annas Zähne. Die sperrt dafür weit den Mund auf. Trotz hoher Hygienevorkehrungen berührt nur der Spiegel Annas Mundraum – die (fast) berührungsfreie Untersuchung soll die Hemmschwelle für diesen Punkt im Löwenzahn PLUS-Programm so niedrig wie möglich halten. Hier in Bad Kötzting funktioniert das prima: Die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern es erlaubt haben, lassen sich bereitwillig in den Mund schauen. Zur Belohnung gibt’s einen verpackten Einwegzahnspiegel, die Löwenzahn PLUS-Karte und einen zarten Hinweis: „Des passt scho, nur immer fleißig weiter putzen, gell?“. „Auf keinen Fall darf man ein Kind vor der Klasse bloßstellen, das wäre der größte Fehler“, erklärt Sixt später. „Ich will als Zahnfreund wahrgenommen werden, nicht als Zahnarzt.“ In den Klassen 1 und 1a ist die Mission an diesem Morgen schon mal geglückt.

Besondere Herausforderungen

In der 2. Klasse lässt Sixt zur Wiederholung des zweiten Impulses die Kinder ihre Getränkeflaschen aus dem Schulranzen holen. Die meisten sind mit Wasser gefüllt, bei einem Kind in der ersten Reihe ist das Getränk in der durchsichtigen Flasche wässrig rot. Der Zahnarzt hält die Flasche hoch und schaut besorgt auf die Liste der Inhaltsstoffe: „Mei, schau, wie viel Zucker da drin ist. Ab morgen bringst auch ein Wasser mit, o. k.?“ Plötzlich fließen Tränen. Sixt beschwichtigt: „Das ist doch nicht deine Schuld, es geht nur um das, was da in der Flasche ist.“ In dem Moment ist auch schon die Betreuerin zur Stelle, berührt das Kind sanft an der Schulter und geht mit ihm aus dem Klassenzimmer. Es ist Autist, erklärt die Lehrerin anschließend, und auf das spezielle Getränk fixiert. Auch solche Szenen kommen in einem Sonderpädagogischen Förderzentrum vor. Deshalb ist das Lehrpersonal immer mit im Klassenzimmer.

Lachen mit Dentulus

Zum Schluss lässt Sixt in dieser Klasse Dentulus aus einer warmen Decke schlüpfen. „Der friert heute ganz furchtbar, weil er an die Kälte im Bayerischen Wald nicht so gewöhnt ist“, erklärt der Zahnarzt und schlüpft mit der Hand geschickt in den Kopf der Handpuppe. Zum ersten Mal an diesem Vormittag sitzt Sixt und lässt Dentulus auf seinem linken Oberschenkel Platz nehmen. Von da aus hält das beliebte LAGZ-Maskottchen Zwiesprache mit ZFA-Lehrling Anna und mit den Kindern in der Klasse. Die sind begeistert. Auch das autistische Kind sitzt wieder auf seinem Platz. Die Tränen sind getrocknet, jetzt lacht es über die lustigen Kommentare des sprechenden Plüschlöwen.

Zähne gesund rechnen

Auch in der zusammengelegten 3. und 4. Klasse, die der Zahnarzt in der nächsten Schulstunde besucht, steht das Thema Ernährung auf dem Lehrplan, und auch hier geht es um den versteckten Zucker in vielen Getränken. Zuckerwürfel aus einer Tupperbox klauben wie in der 1. und 2. Klasse – das zieht hier nicht mehr. „Jetzt zeig ich euch mal an einem ganz praktischen Beispiel, warum Lesen und Rechnen auch die Zähne schützt“, sagt Sixt und nimmt die Saftflasche eines Schülers zur Hand. Neun Gramm Zucker sind hier in 100 Milliliter Saft enthalten, die Flasche enthält aber 500 Milliliter Flüssigkeit. Ein Schüler aus der dritten Reihe rechnet aus, dass dies 45 Gramm Zucker entspricht – die Rechnung geht über das hinaus, was die Schüler bisher gelernt haben. „Du bist super im Kopfrechnen“, attestiert Sixt und lässt ihn dann ausrechnen, wie vielen Zuckerwürfeln das in etwa gleichkommt. Fast 15 lautet das Ergebnis. Ein anderer Schüler kann die Menge kaum mit zwei Händen fassen. Nachdem er die Zuckerwürfel wieder in die Aufbewahrungsbox geleert hat, wischt er sich die Hände – „weil die ganz klebrig sind“. „Wie deine Zähne, nachdem du Saft getrunken hast, aber an denen bleibt der Zucker erstmal kleben“, so Sixt.

Schockwirkung mit Papierstreifen

Fakten begreifbar machen und eine wertschätzende Haltung gegenüber den Schülern: Das sind zwei Punkte, die dem LAGZ-Zahnarzt besonders wichtig sind, wenn er für einen Tag zum Pädagogen wird. Und Aufgeschlossenheit: Auch nach fast 30 Jahren Erfahrung als LAGZ-Zahnarzt lässt sich Sixt immer noch von Kollegen und Lehrern inspirieren. „Ich lerne selbst immer wieder etwas dazu“, sagt er. Für seine letzte Stunde heute hat er Lackmuspapier mitgebracht. Er tunkt es in verschiedene Getränke, um den pH-Wert zu ermitteln – je saurer, desto gefährlicher für die Zähne. Die Schüler der gemeinsamen 5. und 6. Klasse sehen sich die kleinen Papierstreifen ganz genau an. „Leicht gelb“, erkennt eine Schülerin bei einem Safttest. Beim Wasser bleibt das Papier grün, das heißt neutral. „Ich will die Zielgruppe der Energydrinks auf den Wahnsinn einstellen, in den sie sich begeben“, erläutert der Zahnarzt später. Deshalb hat er eine Dose mitgebracht: 16 Gramm Zucker in 100 Milliliter Energydrink. Das Lackmuspapier färbt sich rot, das steht für den sauren pH-Wert 3. Große Augen in der Klasse.

Auch schön sein ist ein Argument

Für den ersten Impuls des Löwenzahn PLUS-Programmes fühlt Sixt der Generation Social Media auf den Zahn: „Als Influencer muss man doch gut aussehen, oder?“, fragt er rhetorisch in die Klasse. Kopfnicken. „Deshalb werden die Augen groß geschminkt, um dem Kindchenschema zu entsprechen“, erklärt er. Über das „magische Dreieck“, das auf dem Kopf steht und von den Augen zur Nase verläuft, kommt er zum Mund. „Der liegt im Zentrum des Gesichtes“ und beherbergt die Zähne. „Schöne Zähne sind ein geschenktes Permanent Make-up“, sagt der Zahnarzt und adressiert damit nicht nur die Mädchen. Hier in der 5. und 6. Klasse dauert es ein wenig, bis sich die Schülerinnen und Schüler auf die Thematik einlassen. Sixt tastet sich thematisch so lange heran, bis er den richtigen Nerv getroffen hat. Spätestens beim Lackmustest hat er sie alle an Bord.

„Karies betrifft alle“

Um 11.15 Uhr läutet der Gong für die Schüler zur zweiten Pause und für Sixt zum Ende des heutigen Einsatzes als LAGZ-Zahnarzt. Der nächste hier ist schon geplant, die Sekretärin weiß Bescheid. Die Organisation muss passen, immerhin betreut der Zahnarzt in Bad Kötzting noch eine Kita, Grund-, Mittel- und Realschulen sowie das Gymnasium und führt alleine eine große Zahnarztpraxis. Dort jongliert Helferin Daniela Kiefl gekonnt mit den Terminen ihres Chefs und koordiniert die Einsätze mit den Sekretariaten in den Schulen und Kitas. „Man braucht gute Leute in der Praxis und verlässliche Ansprechpartner in den Einrichtungen – und natürlich einen guten Draht zu beiden“, erklärt Sixt, der nach über drei Stunden Einsatz vor Schülern kein bisschen erschöpft wirkt. Und das, obwohl Förderschulen als Königsdisziplin unter den LAGZ-Aktionsprogrammen gelten, weil die Klassen oft extrem heterogen sind. Inklusion ist hier keine Ausnahme, sondern die Regel. Sixt sieht das zumindest für sein Thema pragmatisch: „Karies wirkt bei allen Menschen auf der ganzen Welt gleich.“

„Etwas bewirken, das bleibt“

Dass sein Einsatz Wirkung zeigt, lässt sich jedes Jahr an den vielen Löwenzahn-Karten ablesen, die von den Kindern bei den Zahnarztbesuchen abgestempelt werden. Der Landkreis Cham, zu dem Bad Kötzting gehört, glänzt so gut wie jedes Jahr mit den höchsten Rückmeldequoten. Auch in die Förderschule hat Sixt einen LAGZ-Gewinnscheck mitgebracht, der Preis für die Schulen mit hervorragenden Meldeergebnissen. Bei der LAGZ hat Sixt längst den Beinamen „Quotenkönig“ weg. Diesem Ruf will er gerecht bleiben und als Arbeitskreisvorsitzender mit seiner Begeisterung auch jüngere Kollegen mitreißen. Sein Credo: „Ich will etwas bewirken, das bleibt.“

Katharina Kapfer

Pressereferentin der LAGZ