„Das Geheimnis des Erfolges ist Begeisterung“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Advent – das ist die Zeit des Wartens. Wir warten gerade auf eine neue Bundesregierung. Der Volksmund sagt zwar: „Es kommt nichts Besseres nach“, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Deutschland ist aktuell das wirtschaftliche Schlusslicht in Europa. Auch die Stimmung in unseren Praxen hat einen Tiefpunkt erreicht. Zu Recht? Die Antwort auf diese Frage ist zweigeteilt. Einerseits leiden wir in der Tat unter falschen politischen Entscheidungen. Die Praxiskosten sind deutlich stärker gestiegen als die Einnahmen. Viel größer ist aber der Frust, der durch unnötige Bürokratie und eine verkorkste Digitalisierung entsteht. Aber wie so oft gilt der Spruch: „Es kommt darauf an, was man daraus macht“. Bei genauerem Hinsehen stehen wir Zahnärzte besser da als viele andere Berufe – auch im Gesundheitswesen. So werden wir durch die KI sicher nicht überflüssig. KI kann zwar einen enormen Beitrag zur Verbesserung von Diagnosen leisten – etwa in der Onkologie – bohren kann sie nicht! Auch eine Verlagerung der Arbeitsplätze in der Zahnmedizin ins Ausland wäre der wohnortnahen Versorgung nicht zuträglich. Was die Einkommen angeht, haben wir in der KZVB eine interessante Auswertung durchgeführt. Kurz zusammengefasst: Je ländlicher die Region, desto höher sind die GKV-Praxisumsätze.

Wir sprechen hier vom Faktor 2,5. So groß ist der Unterschied zwischen einigen Großstädten und sogenannten strukturschwachen Regionen. Hinzu kommen deutlich niedrigere Praxis- und Lebenshaltungskosten, die die Ungleichheit zugunsten des ländlichen Raumes weiter verschärfen. Und: Der demografische Wandel macht vor unserem Berufsstand nicht Halt. In den kommenden Jahren werden deutlich mehr Kollegen ausscheiden als nachkommen. Das ist einerseits schlecht für den Sicherstellungsauftrag. Andererseits ist das ein enormes Potenzial für den Nachwuchs. Denn investorenfinanzierte MVZ meiden den ländlichen Raum. Die Lücken dort können also nur niedergelassene Kollegen schließen, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Schon heute haben wir in vielen Teilen Bayerns große inhabergeführte Praxen, die mehrere angestellte Zahnärzte beschäftigen. Auch die Zahl der Zweigpraxen nimmt zu. Zahnarzt und Unternehmer – das muss also kein Widerspruch sein. Allerdings spielt die Betriebswirtschaft im Studium noch immer eine untergeordnete Rolle. Nicht jedem liegt es, sich mit Businessplänen, Finanzierungsmodellen und Personalmanagement zu beschäftigen. Viele fühlen sich in der Anstellung wohler als in der Freiberuflichkeit. Das muss man respektieren. Allen anderen bieten die Körperschaften umfangreiche Beratung und Unterstützung an, die den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern. Die wichtigste Voraussetzung dabei ist aber die innere Einstellung. „Das wahre Geheimnis des Erfolges ist die Begeisterung“, sagte Walter P. Chrysler, Gründer des gleichnamigen Automobilkonzernes. Die Begeisterung für unseren Beruf sollten wir niemals verlieren. Egal, wo und wie wir ihn ausüben oder wie widrig die politischen Umstände sind. Das wünsche ich Ihnen auch mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage und das Jahr 2025.

Ihr

Dr. Jens Kober

Mitglied des Vorstands KZVB