Die Coronapandemie hat die deutsche Wirtschaft 2020 in eine tiefe Rezession geführt. Das Bruttoinlandsprodukt sank gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent. Gleichzeitig häuften die öffentlichen Haushalte ein enormes Defizit an. Bund, Länder und Kommunen gaben fast 140 Milliarden Euro mehr aus als sie eingenommen haben. 2021 konnte sich die Wirtschaft leicht erholen. Das BIP stieg um 2,7 Prozent, lag damit aber noch immer unter dem Vorkrisenniveau. Das Staatsdefizit lag erneut bei rekordverdächtigen 160 Milliarden Euro.Doch wie geht es im Jahr drei der Pandemie mit der Wirtschaft weiter? Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ist vorsichtig optimistisch. Laut vbw-Präsident Wolfram Hatz hat sich die bayerische Wirtschaft im Frühjahr und Sommer 2021 zunehmend von der Coronakrise erholt: „Die Industrieproduktion konnte seit dem Corona-Einbruch um 17,5 Pro-zent gesteigert werden, sie hat das Vorkrisenniveau aber immer noch nicht ganz erreicht.“ Negativ bemerkbar machen sich immer mehr die weltweiten Liefer- und Versorgungsengpässe. „Es geht dabei nicht nur um fehlende Mikrochips. Die Palette der fehlenden Teile ist breit: von weiteren Elektronikbauteilen über Holz, Papier, Stahl, Kupfer, Aluminium, Magnesium, Kunststoffe bis zu Guss- und Metallteilen. Und es ist auch nicht nur ein Problem der Industrie und des Handwerks, nahezu alle Branchen sind von den Lieferengpässen betroffen. Die Mangelsituation hat auch zu einem massiven Preisanstieg bei Rohstoffen, Energie und Materialien geführt und damit zu einem kräftigen Kostenanstieg für unsere Unternehmen“, so der vbw-Präsident. Die Betriebe schmerzt der Rohstoffmangel umso mehr, weil die Auftragsbücher voll sind, die Bestellungen aber nicht abgearbeitet werden können. Laut vbw wirken sich die Lieferengpässe auch negativ auf die Nachfrage aus. Da auch die Produktion in anderen Staaten leidet, sinken die Exporte aus Bayern. Außerdem führen die Engpässe zu Preissteigerungen, was wiederum die Kaufkraft schmälert. Die hohe Inflation wirke sich mittlerweile auch negativ auf den privaten Konsum aus.
Fachkräftemangel verschärft sich
Ungeachtet dieser gesamtwirtschaftlichen Probleme erweist sich der bayerische Arbeitsmarkt als stabil. Die pandemiebedingte Arbeitslosigkeit geht laut vbw stetig zurück. Im Oktober 2021 lag die Zahl der Arbeitslosen in Bayern nur noch um 23 000 über dem Vorkrisenniveau. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war mit 5,767 Millionen sogar etwas höher als vor der Pandemie. Der Fachkräftemangel, unter dem auch viele Zahnarztpraxen leiden, verschärft sich dagegen zunehmend. So waren Ende 2021 bei den Arbeitsagenturen in Bayern 41 000 offene Stellen gemeldet, 42 Prozent mehr als im Vorjahr. Die demografische Entwicklung wird den Arbeitskräftemangel in den kommenden Jahren massiv verschärfen. So werde die Zahl der Personen im Erwerbsalter in Bayern bis 2035 von derzeit 8,3 Millionen auf 7,8 bis 7,5 Millionen sinken. Die vbw sieht die einzige Lösung des Problems in einer kontrollierten Zuwanderung aus dem Ausland. Rein rechnerisch wäre eine jährliche Zuwanderung von 480 000 Arbeitskräften nach Deutschland nötig. Es bleibt abzuwarten, wie die Ampelkoalition in Berlin dieses Problem angeht.
Leo Hofmeier