Angestellte Zahnärzte haben Lust auf Niederlassung – Start-up-Tag am 28. Juni
Über den Rückgang der Niederlassungsbereitschaft haben wir schon oft im BZB berichtet. Angeblich liegt das auch der Generation Y oder Z, die keine Lust auf Verantwortung hat und vor allem eine gute Work-Life-Balance anstrebt. Doch die Realität ist eine andere, wie eine Umfrage der KZVB unter angestellten Zahnärzten ergeben hat.
Fast 3 000 angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte gibt es mittlerweile in Bayern. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Niedergelassenen. Möglich wurde dies durch gesetzliche Änderungen wie die Einführung fachgruppengleicher Medizinischer Versorgungszentren (siehe hierzu auch Seite 24/25). Die KZVB-Umfrage wurde im Vorfeld einer Veranstaltung durchgeführt, die am 28. Juni stattfindet. Bei einem „Start-up-Tag“ soll die Begeisterung an der Niederlassung geweckt werden. Einen Teilnahmelink bekamen alle Angestellten, die nach 1975 geboren sind. Nicht ganz die Generation Z, aber die Zielgruppe, für die die Niederlassung besonders interessant sein könnte! Viele Vorurteile, die die Älteren gegenüber dem Nachwuchs haben, entpuppten sich als haltlos. So arbeitet kein einziger männlicher Teilnehmer weniger als 20 Stunden in der Woche. Auch bei den Frauen arbeiten fast 80 Prozent mehr als 30 Stunden pro Woche.

den in der Woche.
Auch die Vermutung, dass es den Nachwuchs nur in die Großstädte zieht, bestätigte sich nicht. So können sich 42,9 Prozent der Männer vorstellen, im ländlichen Raum zu arbeiten, bei den Frauen sogar 68,4 Prozent. Die bevorzugte Form der Berufsausübung ist wie schon in anderen Befragungen die Einzelpraxis. Davon erhoffen sich die Befragten vor allem eines: mehr Therapiefreiheit. Dass sich die Entscheidung für die Niederlassung auch finanziell lohnt glauben 100 Prozent der Männer und 94,7 Prozent der Frauen.
Hitliste der Hindernisse
Bleibt die Frage, warum nicht mehr Angestellte den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Auch hier liefert die Umfrage ein klares Ergebnis: Die Hitliste der Hindernisse führt mit weitem Abstand die Bürokratie an. Es hat sich herumgesprochen, worum sich der Chef oder die Chefin alles kümmern muss. „Als angestellte Zahnärztin kann ich mich voll auf die Behandlung konzentrieren, da meine Chefin alles Stressige auffängt“, schreibt eine der Teilnehmerinnen. „Vor 30 Jahren war es viel einfacher. Mittlerweile ist durch QM und den ganzen Apparat an Vorschriften alles viel komplexer geworden. Das ist viel Mehraufwand, sei es zeitlich oder wirtschaftlich. Zudem kommen noch die Probleme mit Personal“, schreibt eine andere. An zweiter Stelle liegt das Thema Finanzierung. Die hohen Investitionen für die eigene Praxis fürchten 50 Prozent der Männer und 44,7 Prozent der Frauen. Gleich danach folgen die komplizierte Abrechnung und die Standortsuche. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist (leider) nach wie vor ein Frauenproblem. Nur 7,1 Prozent der Männer sehen darin ein Hindernis für die Niederlassung.

Den Weg ebnen
Wie der KZVB-Vorsitzende Dr. Rüdiger Schott im Editorial dieses BZB betont, ergeben sich aus der Umfrage klare Arbeitsaufträge für die Standespolitik. Der Kampf gegen unnötige Vorschriften muss noch entschiedener geführt werden. Die Politik muss endlich Ernst machen mit dem Bürokratieabbau, der auch im schwarz-roten Koalitionsvertrag verankert ist. Und es gilt Informations- und Überzeugungsarbeit zu leisten. So lässt sich mit einer Berufsausübungsgemeinschaft oder einer Gemeinschaftspraxis der in der Umfrage mehrfach genannte Wunsch nach neuen Kooperationsformen realisieren. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Freiberuflichkeit wird einfacher. Zu diesen und anderen Themen gibt es beim Start-up-Tag am 28. Juni spannende Vorträge. Auch junge Kolleginnen und Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit bereits hinter sich haben, werden über ihre Erfahrungen berichten. Für weitere Informationen einfach den nebenstehenden QR-Code scannen!

sich vorstellen, im ländlichen Raum zu praktizieren.
Für Dr. Rüdiger Schott ist klar: „Anders als gedacht, ist die Lust auf Niederlassung bei den allermeisten Angestellten vorhanden. Wir müssen dem Nachwuchs den Weg ebnen und Informationslücken schließen. Dazu wird unser Start-up-Tag beitragen.“
Leo Hofmeier
Informationen zum Start-up-Tag für angestellte Zahnärzte sowie ein Anmeldeformular finden Sie auf kzvb.de.