BLZK-Spitze und Pflegebeauftragter Dr. Frank Hummel stärken Zahnhygiene in der häuslichen Pflege
Über 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Bayern werden zu Hause gepflegt. Die zahnmedizinische Versorgung und Mundhygiene dieser Patienten ist eine gewaltige Herausforderung, der sich die BLZK mit ihrem Pflegebeauftragten stellt: Dr. Frank Hummel sowie der Präsident und die Vizepräsidentin der BLZK, Dr. Dr. Frank Wohl und Dr. Barbara Mattner, tauschten sich dazu mit den ZBV-Referenten für Alterszahnheilkunde aus. Zuvor hatten sie sich zum Gespräch mit Brigitte Bührlen, der Vorsitzenden der „WIR! Stiftung pflegender Angehöriger“, getroffen. Für den 15. Oktober sind alle interessierten Zahnärztinnen und Zahnärzte herzlich zum Pflegetag der BLZK eingeladen.
„Die Mundhöhle ist Haupteinfallstor für Bakterien: Zahnhygiene hat einen erheblichen Einfluss auf Lungenentzündung, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Krankheiten,“ führte Dr. Hummel beim Treffen der ZBV-Referenten für Alterszahnheilkunde die Brisanz des Themas vor Augen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass bei der zahnmedizinischen Versorgung Pflegebedürftiger immenser Handlungsbedarf besteht.
Im Ergebnis skizzierten sie ein Konzept, das die wichtigsten drei Zielgruppen einbindet: Zahnärzte, Pflegeberufe und pflegende Angehörige. Für Zahnärzte veranstaltet die BLZK am 15. Oktober von 18 bis 21 Uhr ihren Pflegetag. Weitere Informationen dazu auf der BLZK-Website unter www.blzk.de/pflegetag sowie auf der Anzeige auf Seite 27.

„Pflege und Alterszahnmedizin“. BLZK-Präsident Dr. Dr. Frank Wohl (r.) und die beiden ZBV-Vorsitzen- den Dr. Christopher Höglmüller und Dr. Brunhilde Drew (l.) gratulieren der einstimmig gewählten neuen Referentin Susanne Remlinger.
Neben Hummel wird dort ein Pionier der zahnmedizinischen Versorgung Pflegebedürftiger, Dr. Cornelius Haffner, den Teilnehmern Rede und Antwort stehen: Was kann und muss im häuslichen Bereich angeboten werden? Wann muss der Patient in die Praxis? Ist die aufsuchende zahnärztliche Betreuung in der ambulanten Pflege betriebswirtschaftlich darstellbar? Haffner wird auch eine von BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erstellte Präsentation aktualisieren und zur Verfügung stellen. Diese eignet sich sowohl für ambulante Pflegedienste als auch für Pflegekräfte im stationären Bereich. Dr. Guido Oster regte an, die Präsentation an den Berufsschulen für Pflegeberufe zu zeigen, wie dies bereits in Unterfranken erfolgreich praktiziert wird.
Wer weiß, was die Eltern im Mund haben?
Die Zielgruppe der pflegenden Angehörigen zu erreichen, erscheint – mangels Organisationsgrades und mangels Zeit zwischen Beruf und Pflege – schwierig, aber nicht unmöglich. Davon hatten sich Hummel, BLZK-Präsident Dr. Dr. Frank Wohl und Vizepräsidentin Dr. Barbara Mattner bereits am Vormittag im Gespräch mit Brigitte Bührlen überzeugt (siehe unten). Wohl betonte die Bedeutung des Anliegens: „Besser essen, schöner aussehen, klarer sprechen und vor allem weniger Schmerzen fühlen: Wir müssen pflegende Angehörige dafür sensibilisieren, wie sehr die Zähne auch bei alten Menschen die Lebensqualität beeinflussen. Hinzu kommen Gefahren durch Verschlucken oder wenn Bakterien den Weg aus dem Mund in die Lunge finden.“
Hummel ist dazu bereits unter anderem an Volkshochschulen aktiv, doch auch er sieht riesigen Informationsbedarf: „Alte Menschen haben heutzutage vielfältige Versorgungen. Prothese, Teilprothese und Zahnersatz brauchen unterschiedliche Pflege. Viele Angehörige wissen nicht, was ihre Eltern im Mund haben. Hinzu kommen Hemmungen, etwa eine Prothese herauszunehmen, die auf zwei Kronen sitzt.“ Wenngleich die zahnmedizinische Versorgung in der häuslichen Pflege große Anstrengungen erfordert, blickte die neue Referentin für Pflege und Alterszahnmedizin des ZBV Oberbayern Susanne Remlinger zurück und ambitioniert in die Zukunft: „Vor einer Generation wurde bei Kindern kaum Prävention vorgenommen. Jetzt haben wir Riesenerfolge. So kann es auch bei Senioren und Pflegebedürftigen gehen.“
Julika Sandt
Leiterin der Stabsstelle Politik der BLZK
STARKE STIMME FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE
Austausch mit Stiftungsgründerin Brigitte Bührlen

Viele Jahre pflegte Brigitte Bührlen ihre Mutter. Sie erlebte, dass pflegende Angehörige kaum eine Stimme hatten. Deshalb gründete sie die „WIR! Stiftung pflegender Angehöriger“ mit Sitz in München. Inzwischen ist Bührlen auf Landes- wie auf Bundesebene gefragte Ansprechpartnerin. Wenn in parlamentarischen Anhörungen, in Ministerien, an Runden Tischen und in sonstigen Gremien oder Beiräten über Pflege debattiert wird, sitzt sie dort meist als kompetente, engagierte Bürgerin zwischen den „Elefanten“ der Pflegewirtschaft: den Vertretern großer Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen und Körperschaften.
Bührlen mischt aber nicht nur in der Politik mit. Vor allem bestärkt sie pflegende Angehörige – unabhängig von deren sozialem Status oder Bildungsgrad – sich mit ihren Anliegen gezielt an ihre Abgeordneten zu wenden. Entsprechend ist sie vernetzt. Umso wertvoller war der Austausch zwischen ihr und dem BLZK-Pflegebeauftragten Hummel, Kammerpräsident Wohl sowie Vizepräsidentin Mattner. „Pflegende Angehörige adressiert man nicht top-down. Man muss sie in ihrer Lebenswelt ansprechen“, verdeutlichte Bührlen. Sie gab wertvolle Tipps, um die pflegenden Angehörigen zu erreichen, etwa über soziale Medien, Multiplikatoren, Fachtage und natürlich die Pflegedienste. Den Ansatz von Dr. Hummel, Vorträge über die Volkshochschulen anzubieten, begrüßte sie.