Die KZVB-Bezirksstellen München und Oberbayern organisierten gemeinsam mit dem Verein „Münchner Blaulicht e.V.“ die Fortbildung „Vom Tatort zum Urteil“.
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Des Pudels Ohr

Eine etwas andere Fortbildung im Zahnärztehaus München

Am Podium waren Polizeidirektor a. D. Christian Weis, Kriminalhauptkommissar a. D. Herbert Linder, Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger und Staatsanwalt Daniel Meindl. © KZVB

War der Tote wirklich der lang gesuchte Hitler-Scherge Martin Bormann? Hat ein Polizeibeamter seine Freundin zerstückelt? Und knabbern Pudel Menschen an? Antworten auf diese und viele weitere Fragen bekamen die Teilnehmer der Fortbildung „Vom Tatort zum Urteil“, zu der die KZVB-Bezirksstellen München und Oberbayern eingeladen hatten.

Das Interesse war riesig, der große Vortragssaal im Münchner Zahnärztehaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Das lag vielleicht auch daran, dass Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger unter den Referenten war. Ihn kennt fast jeder, der an der LMU Medizin oder Zahnmedizin studiert hat. Bis 2009 leitete er dort das Institut für Rechtsmedizin und war an der Aufklärung vieler spektakulärer Mordfälle beteiligt. Gemeinsam mit Polizeidirektor a. D. Christian Weis, Staatsanwalt Daniel Meindl und dem Kriminalhauptkommissar a. D. Herbert Linder gab er Einblick in die Arbeit der Ermittler. Schnell wurde klar, dass Zähne in der Arbeit der Rechtsmediziner eine wichtige Rolle spielen. So konnten sowohl die sterblichen Überreste Adolf Hitlers als auch die seines „Privatsekretärs“ Martin Bormann erst durch die Aussagen eines Zahnarztes identifiziert werden.

Der große Saal des Münchner Zahnärztehauses war bis auf den letzten Platz gefüllt. © KZVB

Eisenmenger berichtet auch vom Fall einer Prostituierten, die betäubt wurde, um ihr danach das Ohr und die Nase abzuschneiden. Beides fand sich im Magen ihres Pudels wieder. Zu klären war nun, ob ein Hund schlafende Menschen anknabbert und ein Ohr abbeißen kann. Hierzu bediente man sich ebenfalls der Expertise eines Zahnarztes. Eindeutiges Ergebnis: Ohr und Nase wurden mit einem Messer abgetrennt und dem Hund förmlich in den Magen gestopft, um vom Täter abzulenken.

Und dann war da noch der Polizeibeamte, der seine Ex-Freundin aus Habgier ermordete. Er wusste, dass man Tote anhand von Fingerabdrücken und Zähnen identifizieren kann. Deshalb trennte er vorsorglich den Kopf und beide Arme ab. Eisenmenger und seine Kollegen fügten alles wieder zusammen und gaben auch dieser unbekannten Toten ihren Namen zurück.

Die sterblichen Überreste von Hitlers Privat sektretär Martin Bormann konnten anhand des Gebisses identifiziert werden. © KZVB

Eine wichtige Rolle spielt die forensische Zahnmedizin auch bei Naturkatastrophen, wie etwa dem Tsunami in Thailand 2004, wo innerhalb kürzester Zeit Tausende von Toten identifziert werden mussten.

Diese etwas andere Fortbildung lieferte nicht nur einen profunden Einblick in die Zusammenarbeit von Polizei, Rechtsmedizin und Staatsanwaltschaft. Sie zeigte auch, dass die Zahnmedizin Teil der Medizin ist, wie die stellvertretende KZVB-Vorsitzende Dr. Marion Teichmann betonte. Und: Zähne überdauern fast alles – sogar den Zweiten Weltkrieg!

Gerne spendeten die Teilnehmer nach der Veranstaltung für den Verein „Münchner Blaulicht“, der die Referenten organisiert hat.

Leo Hofmeier