Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die gematik in ihrem Lauf hält auch Karl Lauterbach nicht auf. So könnte man die Diskussion um die „ePA für alle“ zusammenfassen. Denn nicht einmal drei Monate vor dem Start dieses „digitalen Leuchtturmprojekts“ in den Modellregionen sind weiterhin viele Fragen offen. Die beteiligten Praxen klagen über ständige Störungen und Ausfälle. Doch das blendet man bei der zuständigen gematik konsequent aus. Auf ihrer Website preist die „Nationale Agentur für Digitale Medizin“ die Vorteile der ePA weiterhin geradezu marktschreierisch an. „Die Gesundheitsdaten werden besser nutzbar, die Versorgung wird individueller, die Medikation übersichtlicher und natürlich sind die Daten ausreichend geschützt“, verspricht die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die zu 51 Prozent dem Bundesgesundheitsministerium gehört.
Dass die Realität eine andere ist, hat nun offensichtlich auch der Bundesgesundheitsminister erkannt. Zumindest deutet seine Aussage, die „ePA für alle“ werde erst eingeführt, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen vorliegen, darauf hin. Für mich sind diese Rahmenbedingungen klar definiert: Die „ePA für alle“ muss vom ersten Tag an funktionieren. Sie darf für unsere Praxisteams nicht mit einem hohen, zusätzlichen Aufwand verbunden sein. Die Kosten für die neuen PVS-Module müssen uns vollständig erstattet werden. Es darf keine Sanktionen geben. Die neuen Bema-Positionen für die ePA müssen extrabudgetär sein. Und die Datenhoheit muss bei den Patienten bleiben. Dazu gehört auch ein differenzierter Zugriff auf die gespeicherten Daten, der aber erst im Juli 2025 möglich sein soll.
Meine Empfehlung an Karl Lauterbach lautet deshalb: Stoppen Sie die „ePA für alle“ jetzt! Lassen Sie die gematik ihre Hausaufgaben in Ruhe erledigen! Und geben Sie uns in unseren Praxen genügend Zeit, die technischen Voraussetzungen für die ePA zu schaffen! Denn Digitalisierungsprojekte, die mit heißer Nadel gestrickt werden, lösen nur eines aus: Frust bei allen Beteiligten. Die Akzeptanz der ePA würde durch einen übereilten Start noch weiter sinken. Da helfen auch keine teuren Informationskampagnen.
Ihre
Dr. Marion Teichmann
Stv. Vorsitzende des Vorstands der KZVB