KFO-Kongress der ABZ am Tegernsee mit einem zusätzlichen Tag und neu überarbeitetem Konzept
Bereits der Blick ins Tagungsprogramm machte neugierig: „Stammreferenten“ wie Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs oder Abrechnungsexpertin Heike Herrmann fanden sich hier ebenso wie Dr. Sachin Chhatwani oder Dr. Michael Visse, die zum ersten Mal dabei waren. Moderiert wurde SEA LOVE KFO erneut von Mitinitiator und Tagungsleiter Dr. Moritz Försch.
Klare Entscheidungen – vom Spielfeld in die Praxis
Los gings bereits am Donnerstagabend, wo nach einem Get-together Bundesligaschiedsrichter und Speaker Patrick Ittrich mit seiner Keynote den Kongress eröffnete. Er beschrieb, wie es ist, unter enormem Druck innerhalb von Sekunden Entscheidungen großer Tragweite treffen zu müssen. Eine klare Kommunikation sei hier ebenso grundlegend wie eine bestechende innere Klarheit – sowie die Fähigkeit, gefällte Entscheidungen als solche stehen zu lassen. Er analysiere Situationen, um daraus zu lernen – jedoch niemals, um zu hadern. Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von Ittrichs Offenheit und davon, wie er es schaffte, die Brücke von der Bundesliga in die KFO-Praxis zu schlagen.
Digitalisierung in der KFO-Praxis
Dem gelungenen Auftakt folgte eine erste fachliche Session am Freitagvormittag: Prof. Dr. Anton Demling und Dr. Michael Berthold beschäftigten sich mit der digitalen KFO-Praxis. Professor Demling stellte die Bedeutung des Intraoralscanners und der Aligner-Therapie „als Herzstück der kieferorthopädischen Praxis“ in den Fokus. Dr. Berthold, der als Oralchirurg in München in einer interdisziplinären Praxis niedergelassen ist, sprach über die „Zahntransposition im digitalen Workflow“. Die Digitalisierung erleichtere die interdisziplinäre Zusammenarbeit enorm, insbesondere bei der Diskussion gemeinsamer Behandlungs- und Therapieansätze. Auch hier käme es, nahm Dr. Berthold den Faden des Vorabends auf, auf eine klare Kommunikation und hochpräzise Abstimmung an.
„Begeisterte Mitarbeiter erzeugen begeisterte Patienten“
Tassilo Pollmeier, Geschäftsführer des Deutschen bKV-Service, zeigte anschließend unter dem Titel „Mitarbeiterbindung ist das neue Recruiting“, wie Inhaber mithilfe einer betrieblichen Krankenversicherung das eigene Team noch besser an die Praxis binden können. „Begeisterte Mitarbeiter erzeugen begeisterte Patienten“, schloss Pollmeier den Vortrag – und gab so eine perfekte Überleitung zum Beitrag von Dr. Michael Visse, Kieferorthopäde und Gründer von iie-Systems. In seiner gewohnt temporeichen Vortragsweise gewann er das Publikum für digitale Patientenservices – „ein Must-have“ für die KFO-Praxis der Zukunft, das schon heute für den Unterschied gegenüber dem Wettbewerb sorgen könne.
Neue Schnittstelle iie-Systems zur ABZ
Abschließend stellte Dr. Visse die aktuell programmierte Schnittstelle zur ABZ vor – ab sofort sei eine direkte Anbindung in die Abrechnungssoftware der ABZ möglich. Warum eine solche Schnittstelle nicht auch andere Abrechnungsunternehmen anbieten? „Ein derart hoher Invest in eine reine KFO-Schnittstelle will gut überlegt sein“, so Tassilo Richter, Geschäftsführer der ABZ. „Wir verstehen uns als KFO-Kompetenzzentrum, deshalb war es für uns nur logisch, diese Schnittstelle für die digitalen Patientenservices für KFO-Praxen schaffen zu wollen. Für uns ist das ein klares Bekenntnis zur weiteren umfassenden Unterstützung unserer KFO-Kunden.“
Moderne KFO: Digital und interdisziplinär
Die Vormittagssession beendete mit Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs aus Jena eine „feste SEA LOVE-Größe“ – Professor Jacobs ist bereits von Anfang an dabei. Er gab „ein Update zur Kieferorthopädie 2024: Digital, individuell, unsichtbar“ und begann seinen Vortrag mit einem Appell an die Kollegen, die Evidenz in der Kieferorthopädie noch deutlicher in den Fokus zu rücken. „Wir sind Ärzte. ZahnÄrzte. Unsere Aufgabe ist es, unseren Patienten medizinische Hilfe anzubieten.“ Er besprach interdisziplinäre Therapieansätze bei Dysgnathie- und CMD-Patienten und gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zur MIH. Kurz: einen rasanten Rundumüberblick zum wissenschaftlichen Stand des Faches.
Mini-Implantate in Kombination mit Alignern & Brackets
Wissenschaftlich startete auch der Samstag. Anhand zahlreicher Fälle zeigte Prof. Dr. Benedict Wilmes unter dem Titel „OP versus Kompensation bei ausgeprägten Dysgnathien“, wie mit einer klugen Kombination aus TADs und Aligner oder Multiband vielfach Operationen zu vermeiden sind. Er teilte Protokolle zur Distalisierung und Mesialisierung mithilfe von TADs und Slidern und ermutigte die Teilnehmer zum Einsatz der Mini-Implantate. Grundsätzlich riet er, bei der Patientenkommunikation auf Begriffe wie „Schrauben“ oder „Gaumenimplantate“ zu verzichten.
Die moderne KFO-Praxis – in Abrechnung und Management
Während fachlich am Tegernsee also jede Menge geboten war, beschrieb Abrechnungsexpertin Heike Herrmann, wie die moderne KFO in der GOZ adäquat abzurechnen ist. Detailliert ging sie auf verschiedene Szenarien ein, gab Tipps, welche Positionen wie und wie oft zu welcher Behandlung abrechenbar sind, und erklärte anhand zahlreicher Beispiele, was funktioniere und was eben nicht. Ebenso praxisorientiert war der Workshop zur „Qualitätsentwicklung in den Arbeitsprozessen durch gutes Onboarding“ von Praxiscoach Wilma Mildner. Ein strukturierter Einarbeitungsprozess sei essenziell wichtig, um Mitarbeiter nicht nur einzustellen, sondern auch in der Praxis zu halten. „Einarbeitung ist immer Sache der Besten.“
Alles rund ums Kiefergelenk
Den fachlichen Schlusspunkt setzten zwei Vorträge mit dem gemeinsamen Fokus „Kiefergelenk“. Dr. Gabriele Gündel, Erding, besprach die „Behandlung von CMD-Patienten mit Alignern“. Patienten mit CMD-Problematik seien anspruchsvoll – sowohl dental wie auch psychisch. Die CMD sei zwischenzeitlich „so etwas wie eine Volkskrankheit“: Rund 31 Prozent der Erwachsenen und bereits 11 Prozent der Kinder seien betroffen. Dr. Gündel teilte ihr Protokoll zur „Kondylenbestimmten Kieferorthopädie“ zur Behandlung mit Alignern – und lud die Kolleginnen und Kollegen ein, dessen Umsetzung gern in ihrer Erdinger Praxis zu erleben.
Dr. Sachin Chhatwani, Lüdenscheid, besprach „Funktionelle Aspekte in der Kieferorthopädie“. „Ich halte es schlicht für ärztlich, kiefergelenkorientiert zu behandeln.“ Dies gelte für alle KFO-Behandlungen, insbesondere jedoch für CMDPatienten. In seinem rasanten Vortrag warb Dr. Chhatwani für genaueres Hinsehen und ein Bewusstsein für funktionelle Zusammenhänge. „Wenn Sie Abrasionen für ,Putzdefekte‘ halten, liegen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch – das sind meist nonaxiale Belastungsdefekte!“ Sein Fazit: Kieferorthopädie, die „wirklich gut gemacht ist“, bringe dem Patienten ein lebenslanges Plus an Lebensqualität. „Was wir tun, ist nachhaltig. Und wertvoll.“
Rahmenprogramm mit reichlich Zeit für Austausch
Wertvoll waren auch die zahlreichen Slots, die für fachlichen Austausch, kollegiale Gespräche mit Teilnehmern, Referenten, Ausstellern und dem Team der Veranstalter vorgesehen waren. Bereits am Freitagnachmittag erwartete die Gäste bei strahlendem Sonnenschein eine Schifffahrt über den Tegernsee – wie gemacht, entspannt mit Kollegen zu plauschen oder auch das eine oder andere Thema mit den Referenten zu vertiefen. Die Teilnehmer genossen den Kongress sichtlich. Gleiches galt für den schon traditionellen bayerischen Abend am Samstag, wo bei Livemusik und bayerischem Büfett (meist) in Tracht getanzt und gelacht wurde, bis in den frühen Morgen.
Es ist dem Team der ABZ gelungen, SEA LOVE KFO 2024 zu einem unvergesslichen Highlight im kieferorthopädischen Fortbildungskalender zu machen. Und so waren am Ende Teilnehmer, Referenten und Veranstalter einig: „Wir sehen uns nächstes Jahr am Tegernsee!“
Von Doris Hoy-Sauer,
Geschäftsführerin der A Hoy PR-Agentur
ABZ-ZR GMBH
kontakt@abz-zr.de
www.abz-zr.de/kfo
DANKE
Die ABZ-ZR GmbH bedankt sich bei allen Referenten: Patrick Ittrich, Prof. Dr. Anton Demling, Dr. Michael Berthold, Tassilo Pollmeier, Dr. Michael Visse, Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs, Prof. Dr. Benedict Wilmes, Dr. Gabriele Gündel, Dr. Sachin Chhatwani, Heike Herrmann und Wilma Mildner